Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 20. Januar 1940
Samstag, den 20.I.40
Liebe Mutter!
Der Woche Arbeit ist getan! Es hat gute und böse Tage gegeben, gutes und schlechtes Wetter. Hier oben war und ist es noch bitterkalt. Der Nordwind bläst unentwegt. Wird es wärmer schneit es gleich. Es ist ein herrliches Bild. Berg und Tal, Wald und Feld in wundervoller Pracht. Zu bedauern sind unsere Pferde. Es schneit ihnen auf den Pelz. Morgens sind unsere Rappen zu Schimmeln geworden.
Der Schnee knirscht unter unsern Stiefeln. Die Pferde keuchen triefend naß bergauf. Die Wagen versacken bis zu den Achsen im Schnee. Wir müssen fleißig Schnee schippen um den Weg und die Fahrbahn frei zu halten.
Schade, daß man den Winter so nicht als Wanderer oder als Sportsmann erleben kann. Wir haben als Soldaten nur durch ihn Arbeit.
Der Dienstbetrieb geht weiter. Ich bin wie immer noch gesund und munter.
Ich will hoffen, daß auch Du wohlauf bist. Gefällt Dir auch unser Bild noch? Ich doch wundervoll! Haben Gompertz den neuen Rahmen geschickt?
Was macht denn Dein neues Kleid? Im nächsten Urlaub gehen wir doch auch einmal zur Oper, gelt?
Von der Reclamation habe ich immer noch nicht gehört. Die Preußen Mühlen mahlen langsam. Ich muß mich wohl oder übel gedulden. Im Westen sonst nichts Neues.
Dir alles Gute wünschend
grüßt u. küßt
Dich
Dein Rudolf.