Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 30. Januar 1940

Köln-Dellbrück, 30.1.40.

Mein lieber Junge!

Da Du doch nicht nach Hause kommst, will ich Dir doch ein Stückchen Stollen schicken. Ich hatte am Samstag schnell noch mal einen kleinen gebacken, ich sagte schon zu Herrn Schmidtke: Ich glaube, heute kommt mein Sohn!“. Aber, wer nicht kam, war mein Junge, und wer wegging, das war Herr Schmidtke. Plötzlich ging er weg. Es hat mir leid getan. Man hatte sich so aneinander gewöhnt, er war ein lieber, angenehmer Gast! Nun bekam ich Sonntag einen andern, geborenen Essener, aus Iserlohn[?]. Nicht übel. Ja so geht es. Gestern war Richard hier. Er hat Urlaub. Er ist noch immer der Alte. Unverbesserlich! Sieht gut aus. – Nun wie geht es Dir, mein Junge? Bist Du gesund? Ich hoffe + hoffe.

Nun muß ich schließen. Fr. Jansen will zur Post. Guten Appetit! Alles Gute + viele liebe Grüße + einen Kuß
Mutter