Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 4. Februar 1940
Pommern, den 4.II.1940
Mein liebes, kleines Mütterlein!
Wiederum ist der Sonntag fast vorbei. Gerade an diesem Tag, denken wir Soldaten gerne und oft an die Lieben zu Hause. Da sitzt Du nun zu Haus, allein und denkst an mich. Aber weine nicht Mütterlein, ich weiß, daß wir uns wiedersehen. Wenn es auch noch etwas dauert wollen wir unseren guten Mut nicht verlieren. Mach Dir keine allzu große Sorgen um mich. Bis jetzt bin ich gesund und froh geblieben. Der Herrgott wird auch weiter helfen.
Wie ich Dir schon schrieb sind wir nun im Osten. Wahrscheinlich nur für kurze Zeit. 52 Stunden sind wir mit der Bahn gefahren. Kalt war es, verständlich bei 30-32° C!
4 Tage waren wir in einem kleinen Dorf in Quartier. Mein Quartierwirt war einmal der Lehrer, Herr Rohde, ein andermal der Fischer. Wir sind sehr gut untergebracht worden. Die Leute waren sehr nett und lieb.
Selbst einen Manöverball haben wir einmal riskiert. Er ist ganz nett geworden. Und jetzt sind wir in Kasernen auf dem Übungsplatz. Endlich kann man sich einmal ordentlich pflegen. Also, Du siehst, Deine Sorgen sind umsonst gewesen.
Ich habe lange auf einen Brief von Margret warten müssen. Jetzt ist Sie wieder in Marburg und schreibt fleißig. Ihr ist es auch unverständlich, daß ich nicht beurlaubt werde. Gerade in der letzten Zeit wären
viele Soldaten, meistens von der Flak, zum Studium nach Marburg beurlaubt worden.
Herr Kirste hat mir noch nicht geschrieben. Außer Dir, Margret und Heinrich hat mir noch keiner wieder geschrieben.
Ist Herr Schmidke noch bei Dir im Quartier? Grüße Ihn recht herzlich und sage ihm meinen Glückwunsch zu seiner Verlobung. Mach ihm ein nettes Geschenk zu Erinnerung an Köln. Ein Bild wäre recht fein. Wie gefällt Dir denn jetzt unser Bild? Immer besser? Ist der Rahmen schon ersetzt worden?
Augenblicklich spare ich. Denke nicht, daß ich die Geldsendung vergessen hätte. Ich hatte nur noch keine Gelegenheit das Geld abzuschicken.
Was gibt es denn sonst Neues in der Heimat? Mit Urlaub wird es wohl in den nächsten Wochen noch nichts geben. Aber Kopf hoch. Ich komme doch. Also eine gute Woche und einen schönen Sonntag wünsche ich Dir.
Dich grüßt und küßt
Dein treuer Junge.
Viele Grüße an T. Stina usw., Oma u. T. Finchen.