Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Februar 1940

Samstag, den 17. Febr. 1940.

Mein lieber, lieber Junge!

Ich schicke Dir hiermit noch mal ein Stück Stollen. Guten Appetit! Anderes kann ich nicht backen. Aber hoffentlich schmeckt’s! Gelt, mein lieber Junge! Ach hätte ich Dich noch mal hier am Tisch! Ein halbes Jahr bist Du nun schon wieder fort! Hoffentlich ist der strenge Winter nun bald vorbei. Wenn dann der Frühling kommt, ist doch Alles anders. Dieser Winter wird uns ja auch doppelt lang. Von Weihnachten an wintert’s in einem fort. Seit gestern Abend hört auf zu schneien. Jetzt weht ein scharfer Nordost! Ja, und wenn der Frühling kommt, dann wird es wohl auch weitergehen. Aber es kann ja so auch nicht bleiben. Der Herrgott im Himmel mag uns beistehen, und helfen. Gerade sitzt ein Star vor dem Fenster und zwitschert, unbekümmert um Schnee + Kälte, der Frühling ist nicht mehr weit! Ich habe mal wieder ordentlich Hausputz gehalten. Jetzt haben die Tage schon merklich gelängt. Für Berta wird es auch ein schweres Jahr werden. Sie ist aber guten Mutes. Mir tut Tante Stina sehr leid. Was sie wohl sagt? Ob sie selbst nichts merkt? Es ist ein harter Schlag! Ja, so ist das Leben. –

Sonst gibt es nichts Neues. Elli ist nach Wiesbaden für 2 Tage zum Josef! Ostern wollen sie heiraten!

Geht’s Dir noch gut, Rudolf? Ich denke so viel an Dich + ich hab Dich lieb! Es sendet Dir viele Grüße + einen Kuß
Mutter!