Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 23. Februar 1940

Freitag, 23.2.40.

Mein lieber Rudolf!

Heute erhielt ich Deinen lb. Brief vom 18.2. also vom Samstag, inliegend 2 Mk. Ich denke, das ist das letzte Geld. Ich bat Dich ja verschiedene Male darum. Ich freue mich, zu hören, daß Du noch gesund bist. Hoffentlich stellen sich nach dem harten Winter nicht noch allerlei Folgen ein. Was macht Dein Finger? Hast Du ihn behandeln lassen? Und sonst geht’s Dir gut? Das ist zum ersten Mal das Wichtigste. Nun bin ich gespannt, was auf Dein Gesuch für eine Antwort kommt. Ich glaube ja nicht, daß man Dich jetzt noch freiläßt. Im April beginnt das 2te Semester. Es soll kein wissenschaftliches sein, sondern ein praktisches! Was mag jetzt überhaupt kommen. Jetzt wird der Krieg wohl anfangen. Seit ein paar Tagen ist wärmeres Wetter eingetreten, Schneeschmelze, viel Wasser + Schmutz. Ob der Winter nun endgültig vorbei ist? Doch wohl das Schlimmste! – Mein Kind nun sei nicht böse, daß ich das schrieb betr. des Alkohols. Ich meine es ja nur gut mit Dir. Du bist doch der Allerbeste. Das weißt Du ja, was Du mir bist! Ich merke es jetzt ja wieder so recht, wo Du ferne bist! Heute will ich nun sehen, daß ich ein Päckchen für Dich fertig mache, mal sehen, was ich hinein lege. Die Auswahl ist nicht groß! Heute bekam ich einen Brief von der Verlobten von H. Schmidtke. Sie hat, seitdem er von hier fort ist, nicht geschrieben. Ich soll ihr schreiben, ob ich wußte wo er wäre u.s.w. Das will ich nun gleich tun! Ich habe das Päckchen fertig, da tue ich den Brief hinein.

Nun mein Liebchen wünsche ich Dir einen schönen Sonntag. Ich sende Dir viele liebe Grüße + Küsse
Deine
treue Mutter.

Laß Dir alle recht gut schmecken!

Unteroffizier
Rudolf Schmitz
Feldpost-Nr. 13864 B.