Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 25. Februar 1940
Sonntag, den 25.II.1940
Liebes Mütterlein!
Gestern, Samstag Abend erhielt ich Deine Briefe vom 16. 17. 18. 20.II.40. Vielen Dank für Deine lieben Zeilen. Sehr freue ich mich zu hören, daß Du mutiger bist, daß Du wieder den Kopf oben hast. So muß und soll es sein. Für den leckeren Stollen ganz besonderen Dank. Er ist wieder einmal prima geraten.
Jetzt einmal etwas anderes! Du bittest mich, ich soll den Briefen kein Geld beilegen. Liebes Mütterlein, hier auf dem Übungsplatz gibt es doch garnichts zu kaufen. Zudem komme ich mit meiner Portion jetzt ganz gut aus. Was soll ich denn da mit dem Geld anfangen? Ich will doch nicht alles versaufen, wie die meisten Kameraden es machen, ja oft machen müssen um ihren Kummer zu vergessen. So großen Kummer hab ich ja nun nicht! Da laß mich ruhig so sparen. Schaff Du Dir dann ein nettes Teil an, komme ich dann nach Hause ist das für mich eine besondere Freude. Du brauchst mir auch nichts zu schicken. Ich weiß, daß Ihr daheim ja nichts mehr bekommen könnt. Mach nur, daß Du noch etwas in die Rippen bekommst. Verzeih den burschikosen Ton aber der kommt vom Herzen.
Meine Stubenkameraden lassen Dich herzlich grüßen und machen Deiner Backkunst ein Kompliment.
Ja, von meinen Stubenkameraden habe ich Dir noch nichts erzählt. Ja, da ist ein Westfale Untffz. Erich Ruthe aus Bielefeld, zu Hause eine Pension und Schuhgeschäft, arbeitet bei Jakobi, Köln, - Teppischverkäufer – Braut aus Nippes – sportliebend, wanderfreudig. No. 2. Uffz. Gustav Heine, Sohn eines Kaufmanns aus der Luxemburgerstraße, wird selbst Kaufmann, Abiturient. No. 3. Uffz. Dr. Hans Sammer aus Gotha, studiert hat er in Jena und Köln. Er hat an der Handelskammer in Köln gearbeitet und wünscht sich nach dem Kriege eine Stelle bei der Industrie. Aus Köln ist seine Braut. No. 4. Uffz. Horst Reihberg, auch Jurist, Assessor auch in Köln beschäftigt und verlobt, stammt aus Neuwied, ist älteren Datums. No. 5. Uffz. Werner Steffens, Metzgermeister, im väterlichen Geschäft beschäftigt, noch unbeweibt, von Berlich. Haben klotzig Geld und dementsprechend dreistes Auftreten. Und No. 6 kennst Du ja selbst. Vielleicht hat Dich dieses Gequassel gelangweilt. Pardon – es soll nicht mehr vorkommen.
Für die Neuigkeiten aus Dellbrück vielen Dank! Arme Tante Stina – man muß Sie bedauern. In Berta kann ich mich ja nun nicht hineindenken! Hoffentlich hast Du Dir auch heute einen schönen Tag gemacht. Laß doch die Sonntagsarbeit sein. Ruh Dich doch bitte aus. Ich wünschte auch nochmals eine Fastenpredigt zu hören.
Seit gestern ist hier Tauwetter. Nachts friert es allerdings, da gibt es einen tolle Glätte.
Sonst nichts Neues! Alles Gute!
Viel Mut und Glück u. Gesundheit.
herzlichst Dein Rudolf
Verzeih bitte das schlechte Papier. Aber ich weiß nicht an Neues zu kommen.