Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 28. Februar 1940
Im Felde, den 28.II.40
Liebe Mutter!
Schnell will ich Dir einen kurzen Gruß schicken. Wie geht es Dir, liebes Mütterlein? Ich hoffe und wünsche, daß Du wohlauf bist. Die Zeilen werden Dich hoffentlich gesund und munter antreffen. Einen kleinen Vorwurf muß ich Dir doch machen, Du schreibst wenig. Bist Du so in der Alltagsarbeit eingespannt? Es brauchen ja nur einige Zeilen zu sein. Übrigens weiß ich hier kaum an Schreibpapier zu kommen. Ich glaube auch in Köln wird die Knappheit merklich sein.
Was macht Berta? Weiß Tante Stina denn nun bald Bescheid? Arme, alte Leute! Ist Oma noch immer auf dem Damm? Bei Tante Finchen alles beim Alten? Du schreibst ja bald!
War wiederum im Kino! Fast jeden Tag laufe ich mit den Kameraden hin. Heute werde ich noch nach Velhagen schreiben um mir die Monatshefte schicken zu lassen. Ich will doch nicht ganz verdummen.
Übrigens beginnt der Urlaub wieder. Vielleicht bin ich bald wieder an der Reihe.
Hier im Osten liegt immer noch Schnee. Zwei Tage Tauwetter können diese Masse nicht beseitigen. Ich bin immer wohlauf. Fühle mich wie ein Fisch im Wasser. Alles O-keh!
Meine Erika ist wieder gesund. Wir hatten einen kleinen Sturz gemacht. Ich bin heil geblieben, und mein Kamerad hatte böse Verletzungen an der Hinterhand. Die Sorge bin ich los. Im Osten sonst nichts Neues.
Wir hoffen alle bald wieder im Westen zu sein. Hoffentlich kann ich dann in Urlaub kommen. Von hier ist es schrecklich. Die Urlauber fahren hier um 6.04 Uhr ab und sind dann am anderen Morgen so um 7.00 Uhr herum in Köln. Tolle Fahrerei was? 7 Tage Urlaub lohnen dann ja kaum.
Heinrich schrieb mir einen netten Brief. Ich werde mich selbst bei Ihm bedanken. Justus Hartmann schrieb mir auch.
Liebes Mütterlein alles Gute wünschend
grüßt und küßt Dich
Dein Junge.