Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. März 1940
Im Felde, den 8.III.1940
Mein liebes Mütterlein!
Gestern Abend erhielt ich Deine lieben Zeilen vom 3. des Monats. Für Deine lieben Grüße und Wünsche herzlichen Dank.
Ja, der Lenzmond ist schon da. Nun bin ich über ein halbes Jahr weg, fort von Dir. Die Zeit geht so schnell vorbei! Wer weiß wie lange wir uns noch entbehren müssen. Der Herrgott wird es lenken. Hier oben ist noch immer Winter. Es schneit noch täglich. An den Straßenrändern liegt der Schnee meterhoch. Wie können uns nur auf den Wegen bewegen, es sieht so aus, als wenn wir in Gräben marschieren. Derweil blühen in der Heimat die ersten Frühlingsboten. Bald werde auch ich sie sehen. Wahrscheinlich komme ich nächsten Donnerstag, d. h. Freitag morgens um 7.00 Uhr in Köln an. Grund: Heimaturlaub. Nun eines, richte Dich aber nicht. Es kann immer noch etwas dazwischen kommen. Im Kürze werden wir nämlich Stellungswechsel machen. Hoffentlich macht mir dieser keinen Strich durch die Rechnung. Ich freue mich auf die 7 Urlaubstage.
Jetzt etwas anderes. Unser neuer Leutnant will sich für mich verwenden. Ich soll wieder R.O.A.
werden. Dann will er sich auch für meine Beurlaubung einsetzen. Dir hatte ich doch bereits erzählt, daß mein Gesuch bei der Abteilung einfach eingeheftet worden ist und ad acta gelegt wurde. Ich habe es wieder auskramen lassen. Der Kommandeur kommt heute aus dem Urlaub zurück und bekommt es gleich, vielleicht zum ersten Mal, vorgelegt.
Margret hat mir jetzt lange nicht geschrieben. Hoffentlich ist sie nicht erkrankt. Dein Soldat hat Liebeskummer? Ja, gibt’s das denn auch? Bist also nicht mit ihm so zufrieden wie mit Herrn Schmidtke! Ja, jeder ist anders. Ich werde ihn mir einmal anschauen!
Vorgestern schickten mir Velhagen und Klasing das Januar und Februarheft. Ich kaufe mir jetzt eine Pistole. Vielleicht muß ich bei Dir einmal eine Anleihe machen. Ich stottere es dann bei Dir nach bekanntem Muster ab. Ich wollte die günstige Gelegenheit nicht vorübergehen lassen!
Also nochmals, ich fahre, wenn ich Urlaub bekomme, um 6.04 Uhr Donnerstag in der Früh, hier ab und fahre über Berlin, Hannover usw. Ankunft so um 7.00 Uhr morgens in Köln. Hoffentlich klappt es wieder einmal. Dann kannst Du mir alle Neuigkeiten mündlich mitteilen.
Meine Erika ist wieder munter, mir geht es gut und bald sehen wir uns wieder.
Dich grüßt und küßt
Dein großer Junge.