Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 10. März 1940
Sonntag, den 10.III.1940
Liebe Mutter!
Zum Sonntag einen frohen Gruß! Hoffentlich klappt das mit meinem Urlaub. Wahrscheinlich geht es aber daneben. Diese Woche sollen wir nämlich umziehen. Du weißt ja, mein persönliches Pesch -! Dann ist es eben eine Woche später. Vielleicht komme ich dann sogar zu Ostern. Jedenfalls bin ich der nächste der Uffz. der Urlaub bekommt. Heinrich ist dann sicher nicht mehr zu Hause. Augenblicklich sind ja wieder große Einziehungen im Gange.
Was macht mein Mütterlein? Noch alles beim Alten? Im Osten nichts Neues!
Heute Sonntag! Meine Freizeitgestaltung! Nach dem Appell vor dem Abtlg. Kommandeur zur Heldenehrung, (Er gedachte der Vätergeneration, er gedachte der Helden unserer Tage und der Frauen und Mütter, die ihre Männer u. Söhne frohgemut opfern – der deutschen Sache.) nach dem Gemeinschaftsempfang der Führerrede werde ich mich etwas auf’s Ohr legen und dann wieder schreiben.
Heute Abends geht es dann wieder ins Kino.
Der Film ist noch unbekannt. Ja, und dann geht’s wieder in die Molle. So vergeht ein Tag wie der andere. Bald kommt wieder eine Veränderung. Bin gespannt wohin man uns steckt. Hoffen wir, daß es der Heimat näher ist. Vielleicht läßt sich dann einmal Sonntagsurlaub ermöglichen.
Bei Schlössers immer noch keine Änderung? Eigentlich dumm und starrköpfig von Berta! Vielleicht fände sich doch ein Weg der Güte und für beide Teile ein Weg der Aussöhnung. Ich finde es nicht richtig die alten Leute so vor nackte Tatsachen zu stellen, vielleicht leiden die sogar körperlich durch den Schreck. Ja, das ist das Leben!
Wann will Elli denn heiraten? Ist Ostern der endgültige Termin? Wird sie bei Oma bleiben? Oder zieht sie nach Gladbach?
Was gibt es sonst Neues? Ist Onkel Georg noch daheim? Ich glaube den holen sie wieder. Das wäre so alles!
Viele liebe Grüße
Dein Rudolf.