Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. März 1940
Sonntag, 17.März 40
Mein lieber Junge!
Nun wird es aber Zeit, daß ich Dir wieder schreibe. Nach der Mitteilung, daß Du kommen würdest, habe ich erst nicht mehr geschrieben. Ich habe am Freitag früh auf Dich gewartet, leider war es vergebens. Nun kam gestern Dein lieber Brief vom 13.III. Zu schade, daß Du nicht kommen konntest. Hoffentlich gibt es zu Ostern etwas. Das wäre ja zu fein. Ich hoffe darauf, denn ich habe ja auch kein Päckchen für Dich unterwegs. Einen Kuchen hatte ich gebacken, ich verwahre noch ein Stück, im Falle, daß Du diese Woche kommst! – Ich danke Dir nun für Deine lieben Briefe vom 8, 10, + 13.III. Für so viele liebe Worte bin ich so froh + dankbar. Ja, Gott sei Dank, daß wir uns so gut verstehen. Ja, Rudolf, ich bin zufrieden, auch, wenn Du nicht R.O.A. wirst. Du kennst mich doch! Aber jede Mutter meint ja, sie hätte das beste Kind und möchte stolz darauf sein. Ich möchte auch, daß Deine treue, redliche Arbeit anerkannt wird! Aber nur um des Lohnes willen wollen wir auch nicht schaffen, wir tun es, um zufrieden zu sein! So wollen wir alles nehmen, wie es kommt und frohen, starken Mutes sein. Die Hauptsache ist, daß Du gesund bist! Das ist ein großes Gottesgeschenk! Auch ich kann nicht klagen! – Nun etwas von hier. Diese Woche hatte ich große Wäsche. Dann war ich heute mit Herrn Lischewski in Köln. Er wollte Ostergeschenke kaufen. Leider waren die Geschäfte nicht geöffnet! Ich besorge es ihm. Wir waren im Kino, sahen: „Rheinische Brautfahrt! Nichts Berühmtes, etwas zum Lachen! Das Wetter war ja nun nicht schön, sodaß wir nicht viel von der Stadt sahen! – Auf die Bilder mit der Erika freue ich mich, hoffentlich sind sie schön. Hier ist sonst noch alles in Ordnung. Bei Schlössers noch dasselbe. Berta wird ordentlich rund. Onkel Arnold sieht wieder schlecht aus, hatte Zahnschmerzen. Bei Nußbaums auch
noch alles im Lot! Oma ist jetzt viel beim Josef, wo Hanni nicht mehr da ist. Letzte Woche war sie mit Elli ganz dort. Wann Elli heiratet, ist noch nicht fest, wenn der Josef kommt. Sie wird wohl eine Wohnung in Gladbach bekommen! Bei Josef ist Kinderkommunion. – Nun möchte ich Deinem Kameraden herzlich danken für seine Grüße + seine guten Wünsche. Auch ihn grüße ich und wünsche das Beste.
Dir nun auch das Allerbeste wünschend, bin ich mit herzlichem Gruß + Kuß
Deine Mutter.