Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 5. April 1940
Im Felde, den 5.IV.40
Liebe Mutter!
Nun bin ich wieder wohlbehalten und fast schon wieder eingewöhnt hier im Osten. Die Fahrt verlief glatt und reibungslos. Pünktlich um 10.00 Uhr in der Früh kamen wir hier an. Das Spind ist wieder eingeräumt – die gewöhnte Umgebung tut das Ihrige.
So kommt es, daß der Urlaub mir wie ein Traum vorkommt. Es scheint als wenn ich garnicht hier weg gewesen wäre. Die Kameraden freuten sich. Kameradschaft hilft einem nicht allzuviel an die schönen Urlaubstage zu denken.
Aber so schnell werde ich die Tage nicht vergessen. Für sie muß ich Dir und Margret danken. Beide, habt Ihr mir die Tage schön gemacht.
Nochmals danke ich Dir für Deine Bereitwilligkeit mit der Du mir den Kauf der Pistole ermöglicht hast. Nun ist sie mein Eigentum. Jetzt bin ich wieder schuldenfrei.
Den größten Spaß hat mir hier Erika gemacht. Du hättest einmal sehen sollen, wie sie mich begrüßt hat. Mit Brot und einem Stück Schokolade bewaffnet galt mein erster Besuch ihr. Du siehst, auch hier habe ich gute Kameraden.
Das sind Soldatenfreuden.
Sonst kann ich Dir von hier oben nichts Neues mitteilen. Hier ist das Wetter schön, nur etwas kälter noch. Streckenweise durchfuhren wir noch Schneelandschaften. Hier oben ist der Schnee nun endgültig fort.
Gerade wurden mir zwei Briefe ausgehändigt. Einer von Dir – der andere von - ? - , richtig geraten von Ihr! Margret schreibt, daß sie sich freut, wenn sie mich im Urlaub wiedersehen kann. Meine Unruhe im Urlaub wäre also nicht nötig gewesen.
Sonst alles in Ordnung! Nochmals vielen Dank für alles Liebe. Grüße bitte alle von mir. Schluß für heute.
Es grüßt und küßt Dich
Dein Junge.