Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 9. April 1940
Köln-Dellbrück, 9. April 40.
Mein lieber Rudolf!
Ich möchte Dir einen lieben Gruß senden! Heute gab es ja überraschende Neuigkeiten. Ich denke schon mal, ob Du auch mit dabei wärest. Vielleicht habe ich morgen Nachricht von Dir. Mein Junge, der liebe Gott möge Dich beschützen + Dir beistehen. Ich werde noch mehr als bisher an Dich denken. Bleibe mir nur gesund! Hier war ein paar Tage über Sonntag schönes Wetter, warm + sonnig. Sonntag war ich bei Oma, am Nachmittag bin ich mit Oma, Elli + den beiden kleinen Räubern nach Brück gegangen und an Refrath vorbei zurück. Menschen waren unterwegs, sehr viele. Bei Schlössers ist nun kein gutes Wetter. Berta sucht sich jetzt ein Zimmer in Köln. Es wird ihr noch komisch vorkommen, wenn sie mal allein ist! Tante Stina will dann bei ihr immer zum Rechten sehen. Sie meinte schon mal, je nachdem alles ausgeht mit Berta das Haus zu verkaufen und anderswo, vielleicht, in Gladbach etwas zu übernehmen. Aber jetzt in dieser Zeit geht das ja nicht. H. Bäumer muß am Mittwoch auch fort! Vielleicht kommt nun durch dieses schnelle Handeln unsererseits im Norden eher eine Entscheidung! Möge Gott es geben. Nun ist man ja wieder unruhig, bis man mal wieder Nachricht hat! Aber ich habe Mut + Vertrauen!
Heute Nachmittag hatte Hanni mich besucht! Sie muß eben Aufgaben machen, Stricke, Pünktchen, Schirmchen (~) + Birnen und Kreuzchen. Sie geht aber gerne zur Schule. Sie war so artig, als sie
hier war. Ich habe mich gefreut. Heute war ich in Köln. Ich muß jetzt mal wieder etwas fleißiger sein. Auf Vaters G. warte ich auch wieder. Er könnte doch auch pünktlicher sein. –
Herr Lich. geht auch bald fort, er war jetzt 10 Wochen hier. Er möchte gerne mal nach Hause.
Sonst gibt es noch nichts Neues zu berichten. Laß bald etwas von Dir hören. Empfange viele liebe Grüße + einen Kuß von
Deiner
Dichl. Mutter.