Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. April 1940

Köln-Dellbrück, 17.4.40.

Mein lieber Junge!

Obwohl es schon spät ist, es sind 22 ¼ Uhr, will ich Dir noch einen lieben Gruß senden. Ich habe heute so viel an Dich gedacht, Du verstehst es wohl. Und nun kam gestern Nachmittag Dein lb. Brief vom 11.4. + heute früh Deine lieben Zeilen vom 14.4. an. Ich freute mich sehr, Nachricht von Dir zu erhalten, die mir sagte, daß es Dir gut geht. Nun weiß ich doch Bescheid. Ich dachte schon, Du wärest fort. Ich kann ja verstehen, daß Ihr nun auch einmal dabei sein möchtet, seid zufrieden, auch Eure Stunde schlägt einmal. Auch Ihr werdet einmal für uns hier in der Heimat eintreten müssen. Wir wollen es Euch danken durch unsere Liebe + Treue.

Auch ich bin zufrieden, wenn ich Dich froh weiß. Ja, ich kann Dich verstehen. Möchtest Du die Rechte gefunden haben, die treu zu Dir steht in jeder Lebenslage. Das soll auch mein Gebet sein. –

Wir hier waren auch überrascht von dem Schlage, den der Führer gegen die Westmächte geführt hat! Großartig! Gewiß, es kostet ja viele Opfer, aber das Endziel ist auch groß. Möge es uns gelingen. Wir haben die feste Zuversicht! Was noch alles an Überraschungen kommen mag. Ja, wir leben in einer großen Zeit! –

Mir geht es noch gut. Auch sonst kann ich nur Gutes berichten. Von Schlößers schrieb ich Dir ja schon. Also Berta ist in Köln. Tante Stina ist, wie immer. Auch der Onkel taut auf. Ich glaube, sie sind ganz gerne allein. Wie es Berta wohl zu Mute ist, so allein. Ich weiß nicht, ich habe damals viel viel

schwerer daran getragen. Ja, jeder Mensch ist anders! Oma hat die Küche anstreichen lassen, alles schön sauber für die Hochzeit! Wann das ist, ist noch unbestimmt! Elli hat auch länger keine Post bekommen. Übrigens hat Vater noch nichts geschickt! Ob er krank ist? –Wie ist es nun mit Dir? hast Du schon irgend etwas gehört? Ich bin mal neugierig. Herr Lischewsky hofft jetzt auch Unteroffizier zu werden. Er ist am waschen unten. – Hast Du aber einen schönen Sonntag gehabt. Was ich gemacht habe, schrieb ich ja schon. Auch hier war nasses + kaltes Wetter. Ich habe genäht! – Alle lassen Dich herzlich grüßen. Ich wünsche Dir, mein Namenstagskind alles Gute! Vielleicht feiert ihr noch jetzt! Ich mache Schluß. Viele herzliche Grüße + einen Kuß
Deine tr. Mutter.

Übrigens habe ich jetzt auch die Hefte an H. Nottbrock besorgen lassen. Ich habe das eine aber neu eingeheftet, es sah so unordentlich aus.

Herzlichst
D. Mutter.