Freitag, den 19.IV.40

Meine liebe Mutter!

Zum Sonntag wünscht Dir Dein großer Junge alles, alles Gute. Schon vorgestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 9.IV. Für Deine lieben Grüße und guten Wünsche hab vielen Dank. Aus Deinen Zeilen ersehe ich, daß bei Dir alles beim Alten ist. Bleib gesund und mutig! Freue Dich auf unsere Zukunft!

Um mich brauchst Du Dich nicht so sorgen. Aus meinen Briefen ersiehst Du ja schon, daß wir uns noch nicht verändert haben. Leider sind wir noch nicht mit von der Partie. Viele von uns sind weg, aus bestimmten Gründen müssen wir noch hierbleiben. Es wär zu schön gewesen!

Die Kameraden erleben nun schon Skandinavien und wir üben ... üben.. . Aber auch wir werden noch drankommen.

Wir haben viel Dienst, aber ich bin ganz dabei. Jeden Tag geht es in die herrliche Natur. Nun ist auch hier oben der Frühling gekommen. Wenn es dann Abend wird kommt so etwas wie Heimweh, - wie Sehnsucht über einen. Aber das geht schnell vorbei, muß vorbei gehen.

Du, mein liebes Mütterlein, kennst ja meine Veranlagung. Ich bin immer noch der Alte.

Ich lebe dem Augenblick, gebe mich ihm ganz. Darüber vergißt man sich. Gewiß, wenn man es sich überlegt, geht es uns ja garnicht so schlecht. Nur das Älterwerden ist nicht gerade schön. Na, ist der Krieg erst einmal aus geht’s mit Elan ran. Man muß dem Herrgott danken, daß man nicht schon auf dem Meeresboden liegt oder irgendwo im Soldatengrab. Daß sei unsere Parole: „Gott mit uns!“ Ich habe guten Mut und viel Hoffnung auf eine frohe und gute Zukunft.

Die Stimmung bei Schlössers kann ich mir vorstellen. Gestern schrieb Onkel Arnold. Er schreibt doch etwas ernster. Aus Berlin kam auch ein Brief. Ich fand ihn etwas kalt. Neuigkeiten teilte Herr Bartz mir nicht mit. Zu Pfingsten wollen sie nach Krakau zu Fräulein Marga. Bei Maria sei alles gesund. Nun für heute Schluß.

Mach Dir einen schönen Sonntag. Grüße alle besonders die kleine Hanni.

Sag ihr, ich hätte mich gefreut, daß sie brav und fleißig sei.

Einen frohen Gruß
und einen festen Kuß
schickt Dir
Dein Junge.