Daheim am 25.4.40.

Mein lieber, lieber Junge!

Da bekam ich heute früh so einen lieben + frohen Brief von Dir, vom Montag. Er berichtet mir von dem schönen Sonntag, den Du erlebt hast. Wie freue ich mich darüber, daß Du auch nach harter Arbeit so schöne Stunden hast. Und wie gönne ich sie Dir. Es war aber am Sonntag auch zu schönes Wetter. Heute ist es leider wieder dunkel + kühl + naß. Hoffentlich hält es nicht lange an, denn der Baumblüte ist das Wetter nicht zuträglich. Gottlob, daß Du frisch + gesund bist. Ja, da hätte ich mich auch wohl zum Mittagessen eingeladen, wenn so was Feines gab! Ob Du noch mal zu Hübner hin kommst. – Wie ist es, Du schreibst ja garnichts von Margret? Hast Du lange nichts gehört? Von Vater hörte ich auch noch nichts. Na, ich denke, wenn es wahr wird, daß Du das Gehalt bekommst, dann könnte ich ja vorläufig da mal die Miete von nehmen. Ist es Dir recht? Davon kann ich ja auch die 20 Mk für die Pistole zahlen, halt doch das Geld, was Du bekommst! Also von R.O.A. + Beförderung hast Du noch nichts gehört? Bin mal gespannt, wie der neue Herr die Leute anpackt! –

Ja mein Kind, Du bist aber ungeduldig. Du hast es doch noch gut. Du kommst noch früh

genug in den Krieg. Nun hat England ja den Luftkrieg angefangen. Nun hat man wieder mehr Unruhe. Wir müssen uns in Gottes Schutz befehlen, er allein kann uns helfen. Möge er geben, daß alles nicht allzulange wird. – Wir haben jetzt wenig Arbeit; wir warten auf Stoffe. Na, da kann ich auch schon mal raus. Morgen gehe ich noch mal zu Hanni. Sie freut sich immer so sehr. Sie ist so ruhig geworden. Was die Schule doch schon Einfluss hat!

Heute hörte ich von Elli, daß Hans Ascheid Feldwebel ist. Ich dachte, der wäre doch schon Leutnant! Hat doch bald 3 Jahre nur. Morgen kommt H. Lischewski aus dem Kursus zurück, bis zum 2.5., dann fängt ein neuer an. Ich wollte, er schliefe wieder hier. Die Agnes fällt mir auf die Nerven, die ist so unruhig! – Nun mein Kind, ich bin müde, ich mache Schluß für heute. Bleibe froh + gesund + sei aufs herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
treuen Mutter!