Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 29. April 1940
Montag, den 29.IV.40
Mein liebes Mütterlein!
Gerade eben, ich komme aus dem Kino, erhalte ich Deinen lieben Brief vom 25.IV.40. Ich bin froh zu hören, daß Du gesund und guter Laune bist. Dieser Brief freut mich besonders, weil er mir wiederum zeigt, daß Du den Kopf oben behältst, und das Herz auf dem rechten Fleck sitzt. So gefällst Du mir am Besten. Ich bin stolz auf meine tapfere Mutter.
Wenn Vater nichts mehr schicken sollte, schreibe nicht, gebrauche das Geld von mir. Du glaubst nicht wie froh ich bin, wenn ich Dir dadurch nun endlich auch einmal etwas helfen kann. Ab heute füge ich meinen Briefen wieder etwas bei. Habe endlich alle Verpflichtungen und Anschaffungen hinter mir. Nun kann ich wieder sparen. Du, ich freu‘ mich auf die Bilder.
Du fragst nach Margret! Tatsächlich ich hatte längere Zeit nichts von Ihr gehört. Ich hatte schon Sorgen. Aber nun ist wieder alles schön. Ich hab Dir ja schon von Ihrem lieben Brief erzählt. Ich wünschte Du würdest sie einmal
kennen lernen. Den letzten Satz Ihres Schreibens möchte ich Dir schreiben.
„Und nun wünsche ich Dir auch all das Schöne, was ich hier habe, ein fröhliches Herz – trotz Allem – und alles, alles Gute .... Herzlichen Gruß Deine Margret.“ Ich weiß nicht, ich glaube jetzt bin ich ernstlich verliebt. Aus den einfachen, schlichten Worten lese ich soviel, hoffentlich nicht zuviel. Aber ich glaube nicht, daß das bloße Briefformeln sind! Jedenfalls hab ich ein fröhliches Herz! Neben Dein Bild ist nun Margrets Bild getreten, aber nicht zum Duell oder so. Beide passen zusammen, geben einen schönen Klang. O-jeh, was fasele ich da!
Vom R.O.A. habe ich weiter noch nichts gehört. Na, wenn es bald von hier fort geht, sehen wir ja weiter. Bald soll es losgehen, wir sind gespannt. Im Kino sahen wir den Einmarsch in Dänemark und Norwegen und beneideten die Kameraden, die wir teilweise kannten.
Liebes Mütterlein, auch der Krieg hat ein Ende, und dann wird unser Leben erst recht schön.
Du freust Dich also, wenn Herr Lichewski
zurückkommt? Du bleibst auch ewig jung! Du und auch ich passen nicht zu alten Tanten. Wir gehören nicht zu den Alten wir sind Jugend, wenn wir auch ältere Semester sind!
Jetzt eine Bitte. Schicke mir doch bitte ein Tafelmesser und mein Sportzeug, Badehose, Turnhose usw. Es braucht ja nicht auf einmal zu sein, vielleicht in kleinen Päckchen.
Nun für heute Schluß.
Einen frohen Gruß u. Kuß
Dein Junge.
Ein Stubenkamerad von Rudi schickt Ihnen einen herzlichen Gruß. Hoffentlich fällt Ihnen das lange Alleinsein nicht zu schwer. Wir können von uns schreiben, daß es uns wirklich gut geht, und daß eine nette, lustige Kameradschaft auf unserer Stube herrscht. Das wird Ihnen vielleicht Freude machen.
Es grüßt wenn auch als Unbekannter
Ihr Hans Samwer.