Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. April 1940
Dienstag, den 30.IV.40
Liebe Mutter!
Morgen haben wir nun schon den 1. Mai. Jetzt geht es also schon in den 9. Monat seit ich wieder Soldat bin. Wer hätte das gedacht! Aber trotzdem bin ich frohgemut und freue mich des herrlichen Frühlingswetters. Wunderbar warm scheint die Sonne vom klar-blauen Himmel. Die Knospen der Birken sind aufgesprungen. Die Kastanien recken ihre frisch grünen Blättchen zum Licht. Selbst ein Übungsplatz wird im Lenz – im Mai – schön. Morgen haben wir Sonntagsdienst! Was ich unternehmen werde? Vielleicht reiten wir aus, oder wir werden uns sonnen, auf jeden Fall
wird gefaulenzt. Zu diesem rühmlichen Unternehmen bitte ich um Deine Unterstützung. Denke bitte einmal an mein Sportzeug. Ich muß auch etwas Ausgleichsport treiben, ich werde wieder zu steif.
Was machst Du am Tag der Arbeit? Wirst Du auch einmal ruhen? Gehst Du in die Sonne? Ich freue mich, wenn Du mit Elli Wanderungen machst. Das tut Dir gut!
Die Frühlingssonne hat uns schon ordentlich braun gebrannt. Wir sind ja auch den ganzen Tag draußen. Habe meine Funktion als Kammerbulle abgeben können, fein was – wieder eine Portion Ärger weniger.
Nun wieder etwas anderes! Gestern habe ich dicke Töne gespuckt und schließlich vergessen das Geld einzulegen. Bitte um Entschuldigung!
Der kleinen Hanni werde ich gleich schreiben. Ist sie bald wieder auf dem Damm? Warst Du schon bei Berta? Was sagt sie denn nun? Grüße Oma und Elli recht herzlich, bald bekommen die auch wieder einmal einen Gruß. Dem Josef habe ich bereits geschrieben.
Daß Bartz mir geschrieben haben, weißt Du, - auch von dem Brief von Herrn Nottbrock? Neues teilt er mir nicht mit! Dann noch eins!
Mir ist die Hausnummer von Deenens entfallen, Du teilst sie mir mit? Gibt es in Dellbrück sonst etwas Neues?
Viel Spaß und Glück zum Monat Mai
Gruß und Kuß
Dein Junge.