Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Mai 1940
Mittwoch, den 15.V.40
Liebe Mutter!
Es ist nun schon einige Tage her seit ich Dir, mein liebes Mütterlein zum letzten Male schrieb. Hoffentlich hast Du meinen Pfingstgruß rechtzeitig erhalten. Wie hast Du nun das schöne Pfingstfest verlebt? Ich hoffe, Du hast die schönen Feiertage recht genützt und froh genossen!
Von mir kann ich Dir nun viel Frohes und Schönes erzählen. Ad eins: Wir sind [leider] immer noch am alten Standort. Stolz sind wir auf unsere Kameraden aber auch ein wenig neidisch. Jedenfalls brauchst Du Die um mich keine Sorge zu machen. Das Letztere steht mir eher zu. Ihr seid ja nun so mitten in der Gefahrenzone. Aber Kopf hoch, -
der Krieg dauert nicht ewig, nicht jede Kugel trifft. Die Kameraden, und hoffentlich auch wir bald, werden Euch zu schützen wissen. Wir können stolz auf unsere junge Wehrmacht und auf deren Waffentaten sein. Die Welt staunt nur! Solchen Krieg hat die Erde noch nicht gesehen! Der Endkampf für die tausendjährige Freiheit der Germanen ist angebrochen. Unsere Zukunft leuchtet wieder hell und strahlend. Wir wollen an eine frohe und gute Zukunft mit Gottvertrauen glauben.
Nun will ich Dir erzählen, was ich Pfingsten gemacht habe. Mit zwei Kameraden bin ich nach Raddatz gefahren. Hübners haben sich gefreut. Wir hatten Ihnen eine Kleinigkeit mitgenommen. Es waren sehr schöne Tage. Das Wetter war schön aber frisch. Die beiden Tage waren wir auf dem See. Aber Petrus war uns nicht sehr günstig
gesinnt. Unser Fischzug war mäßig, na, - es sollte ja auch nur Zeitvertreib und Sport sein; und gefuttert haben wir – ich kann Dir sagen. Schade, so etwas müßtest Du auch wieder einmal haben. Ich hätte Dich gerne hier gehabt.
Ist es nun nicht traurig, wir jungen, gesunden Kerle sitzen sicher weit hinten im Hinterland und müssen uns um Euch Lieben in der Heimat sorgen. Na, wenn wir weiter den gleichen Waffenerfolg haben, könnt Ihr bald wieder ruhig schlafen. Armes Mütterlein, ich bete für Dich, Gott wird Dich schützen!
Der Wonnemond ist schon halb vorbei. Vor uns der Muttertag! Zu diesem Tag, Festtag der deutschen Mutter, die tapfer und heldenmütig Ihre Söhne dem Vaterland schenkt, wünscht Dir Dein Junge guten Mut, Gesundheit und ein frohes Herz. Der liebe Gott möge Dich schützen, und uns bald ein frohes Wiedersehen schenken.
Trotz Allem bin ich wohlgemut! Das Wetter ist jetzt aber auch herrlich!
Die Landschaft Hinterpommerns ist wunderbar. Am blauen Himmel segeln blendend weiße Türme. In den Himmel zeichnen sich frisch grüne Birken und dunkle Kiefern. Auf dem See tummeln sich Taucher, Enten und Fischreiher. Auf breiten Schornsteinen klappern Störche. Wäre nicht Krieg, man glaubte sich in der Sommerfrische. Von Hübners soll ich Dich vielmals grüßen!
Nun nochmals viele liebe und frohe Grüße zum Muttertag. Sei versichert, ich denke immer an Dich und vergesse Dich nie. Alles Gute wünscht Dir mit innigem Kuß
Dein Junge.