Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 23. Mai 1940
Donnerstag, den 23.V.40
Liebe Mutter!
Auch heute schnell einen kurzen Gruß. Wie geht es Dir? Alles beim Alten? Was macht der Tommi? Ist er wieder einmal gekommen? Nur keine Bange, lange dauert’s nimmer!
Herrlich ist das Wetter nun. Nur eines vermissen wir. Blüten und ihren Duft! Hier gibt es eben nur Sand, Heidekraut, Moos und Kiefern. Trotzdem ist die Landschaft schön – herb und stark. Junge, schlanke Birken sind die Boten des Frühlings.
Vielleicht komme ich bald schon in Urlaub. Aber, aber – vielleicht! Vielleicht marschieren auch
wir bald. Es wäre ja unser Wunsch. So kannst Du ja garnicht stolz auf Deinen Jungen sein.
Liebes Mütterlein, wie wäre es, wenn wir in diesen kritischen Tagen häufiger schrieben. So würden wir beide doch eine Menge Sorgen los. Gelt, - so machen wir es.
Was machen Heinrich’s Kleine? Sind sie beide nun wieder gesund? Was machen Schlössers, Nußbaums, und wie geht’s bei Oma? Wie steht’s mit Elli’s Heirat? Und jetzt Schluß!
Alles Gute, Dir, liebes Mütterlein.
Herzlichst grüßt Dich
Dein Junge.