Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Juni 1940
Samstag, den 8.VI.40
Liebes Mütterlein.
Auch heute sollst Du einen frohen Gruß von mir bekommen. Der Dienst ist beendet, die Kameraden sind teils in Urlaub, zum Schwimmen, zum Sonnenbaden und zu sonstigem Zeitvertreib. Ich habe Dienst, sitze allein und habe massig Zeit. Da will ich als erstes mir Dir plaudern.
Herrliches Wetter, blau der Himmel, blauer der See. Die Birken stehen immer noch im zarten Grün. Von Heide und Wald dringt würziger Harzgeruch zum Fenster hinein. Kurz, man könnte in Ferienstimmung kommen! Gleich gestern machte der Chef mit uns Unteroffizieren einen feinen Geländeritt, querfeldein durch Wald und Heide, Steilhänge hinauf und hinunter und zum Schluß in den See hinein. Erika ist prächtig in Form und freut sich, weil ich wieder da bin.
Ich bin umgezogen, zwar gleich nebenan. Nun liegen wir nur zu dritt auf der Stube. Es ist gleich gemütlicher. Die Kameraden sind die gleichen, Werner Steffens – Kölner Metzgermeister und Werner Schuckmann. Es ist fein so!
Mein Dienst geht bis Morgen Mittag, dann gehe ich zum Schwimmen. Du siehst der reine Friedensbetrieb. Also um mich mach Dir keine Sorge!
Wie ist es nun mit Dir?
Sind sie wieder gekommen? Nur keine Bange, bald verlieren die die Lust!
Nun hab ich wieder eine Bitte! Frage doch den Heinrich ob er noch Sportzeug besitzt. Er kann es doch sicher entbehren! Wir haben am 21.-23. Sportfest. Es brauchen ja nur Trikot und Hose zu sein. Also frag‘ bitte einmal an!
Was machen all die anderen? Kommen Oma und Elli wieder? Grüße Heinrich und die Seinen!
Was unternimmst Du Sonntag? Hoffentlich arbeitest Du nicht und gehst raus! Geh tüchtig an die Luft und sonne Dich, das tut auch den Nerven gut und gibt tiefen Schlaf. Na, jetzt aber Schluß mit all meinen guten Ratschlägen. Nachher meinst Du noch, ich wollte Dich schulmeistern. Hast Du Deinen Mantel abgeholt? Wie gefällt er Dir? Es wird bestimmt so, wie mit dem Bild. Hast Du ihn länger, wird er Dir gefallen!
Sonst wüßte ich nichts Neues! Nun einen frohen und herzlichen Sonntagsgruß. Ich wünsche Dir viel Schönes und Frohes zum Sonntag und die neue Woche.
Gruß und Kuß
Dein Junge.
Eben bekomme ich den Sonntagskuchen! Weißt Du von wem? Von Dir, Dein Päckchen vom 13.IV. ist nun endlich eingetroffen! Der Namenstagskuchen schmeckt auch jetzt noch fabelhaft. Er ist nur etwas trocken, jedenfalls aber nicht verdorben. Nochmals vielen Dank.
Rudolf