Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 9. Juni 1940

Zu Hause, Sonntag den 9.6.40.

Mein lieber Junge!

Nun sollst Du heute den ersten Gruß seit Deiner Abreise haben. Es ist länger geworden, als ich eigentlich wollte. Aber, ich hatte Arbeit + des Abends denkt man an die bevorstehenden Besuche! Bis jetzt waren sie noch regelmäßig.

Wie ist es nun bei Dir. Bist Du gut angekommen? Hast Du alles in Ordnung angetroffen? Was gibt es nun? Mein Kind, ich denke so viel an Dich. Die ersten Tage hatte ich solch‘ ein Heimweh nach Dir. Heute, auf unserm Spaziergang habe ich so sehr an Dich gedacht! Wir waren in Paffrath-Nußbaum. Am frühen Nachmittag waren wir wieder zu Hause! Das Wetter war heute wunderbar, sonnig + warm. Doch ich glaube, bald gibt es Regen, er wäre auch sehr nötig und dann, wir hätten vielleicht mal einige Nächte Ruhe! Im Westen haben wir ja gute Fortschritte gemacht. Hoffentlich hilft uns der liebe Gott weiter, damit bald Friede wird. Man kann sich das noch garnicht vorstellen.

Neues von hier kann ich Dir noch nicht berichten. Heute Abend war ich in Sankt Norbert, zur Festandacht, es war sehr feierlich.

Anschließend bei Tante Marie! – Herr Bäumer ist schon für einige Tage in Urlaub hier. Wie das nur geht? Elli ihr Josef ist in Frankreich! Sie hat auch Sorge! Oma kommt noch immer mit Elli schlafen. Sie ist so ängstlich. Man schläft nur gegen Morgen. Hoffentlich dauert das nicht mehr allzu lange und geht alles gut! –

Mein Kind bleibe mir gesund + froh! Bete für mich, und ich tue es für Dich! Wir wollen eins sein im Gebete, damit uns ein Wiedersehen geschenkt wird, und auch dann, wenn wir es erleben, wollen wir auch in guten Zeiten treu zu unserm Herrgott stehen. „Mit Gott“ mein Junge! Empfange viele herzliche Grüße + einen treuen Kuß von
Deiner
Dich l. Mutter!

Bald schreibe ich wieder!