Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 19. Juni 1940
Köln Dellbrück, 19. Juni 40.
Mein lieber Rudolf!
Eigentlich wollte ich Dir gestern schon schreiben, aber ich kam nicht dazu. Ich mußte den Posten fertigmachen + abliefern. Auch ist man jetzt wieder so unruhig. Die letzten beiden Nächte waren wir je 2 ½ Stunde im Keller. Letzte Nacht hatten wir die bis jetzt schlimmste Kanonade hier in D. Es war schlimm. Die Engländer setzen jetzt scheinbar alles daran, um uns noch möglichst viel zu schaden + zu beunruhigen. Wir beten, daß es bald aufhören möchte. Viele Menschenleben sind zu beklagen. Heute wurde es ja im Wehrmachtsbericht gesagt! Du schreibst, was können uns die paar Flieger machen, Du bist weit vom Schuß + hörst nichts. Es regt doch alle Menschen auf! Wenn der Abend kommt, kommt auch die Angst, es ist auch immer so klar des Nachts. Was werden wir wohl noch erleben? Möge Gott uns beistehen. Nun siehst Du, wie es hier ist! Man hat zu nichts mehr Lust! Hoffentlich, hoffentlich hört es bald auf! Johanna ist auch krank, eine Fehlgeburt scheinbar, auch vor Aufregung. Die armen, alten Leute! Heute weiß ich sonst nichts Neues. Gottlob, noch sind wir alle gesund.