Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. Juli 1940
Samstag, den 6.VII.40
Mein liebes Müterlein.
Zum Sonntag die besten Wünsche und einen herzlichen Gruß. Ich warte mit Sehnsucht auf einen Brief von Dir. Hoffentlich weißt Du heute am 6.VII. Bescheid über meinen jetzigen Aufenthalt. Worte reichen bestimmt nicht aus um Dir die Schönheit dieses Landes zu beschreiben. Der Dienst ist immer der Gleiche. Zeit um die Schönheiten des Berglandes zu genießen läßt er uns genug. Hier müßte man Geld haben, so Vielerlei gibt es hier zu kaufen. Heute habe ich mir einen Pullover gekauft, echt norwegisches Muster, bei der nächsten Löhnung wollte ich mir Skihemden und Arbeitsanzüge kaufen, weißt Du für Hausanzüge. Für Dich hab ich auch etwas Feines. Ich verrate aber nichts!
Schade, daß Du nicht hier sein kannst. Dir würde es auch gefallen, - bestimmt.
Die Kameraden sind zum Fischen gegangen. Morgen werden dann wieder Forellen gebraten. Wir leben wie im Paradies.
Gestern begann die Fahrschule. Hoffentlich sind wir bald motorisiert. Fein – was? Da fällt mir gerade etwas ein: Hier kann man Anzugstoff kaufen, gute Qualität 3,20 m für 25 Kronen in deutsch 15,00 M. Leider sind es Sommerstoffe. Ich muß einmal
sehen, was meine Börse sagt. Jedenfalls hat die Sparwut uns alle überfallen.
Denk einmal ein ganzer Anzug 15,00 M. Billig was? Hier müßte man Groschen haben. Wie geht es bei Euch? Habt Ihr immer noch Aufregungen zu überwinden. Sei stark, liebes Mütterlein, ich bete für Dich, Gott wird Dich schützen. Er hilft, er allein kann helfen. Hast Du meinen Sold bekommen? Ich bin so froh, daß ich Dir dadurch etwas helfen kann.
Und nun Gott befohlen, Mutter.
Gruß und Sonntagskuß
sendet Dir Dein Junge.