Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 21. Juli 1940

Sonntag, den 21.VII.40

Meine liebe Mutter!

Wieder einmal haben wir unsere Zelte abgeschlagen und sind weitergezogen. Nun bin ich bei einem O.A. Lehrgang in der Nähe Bergens. Aus dieser schönen Stadt schrieb ich Dir gestern eine Karte. Der Kursus dauert 4 Wochen. Dann geht es wieder zurück nach Hallingdal. Wir freuen uns, wenn es wieder in das schöne, romantische Hallingdal zurückgeht. Land und Leute sind uns in der kurzen Zeit lieb geworden. Die Quartierleute bedauerten herzlich, daß wir sie verlassen mußten.

Immer wieder kann ich Dir von mir nur Gutes erzählen. Ich bin gesund und wirklich froh. Margret schrieb mir gestern eine Ansichtskarte vom Edersee von ihrem vorletzten Wochenende in Marburg. Jetzt wird Sie sicher in Brühl in Ferien sein. Ich bin froh wieder einmal ein Lebenszeichen von Ihr bekommen zu haben.

Daß es Dir den Verhältnissen entsprechend gut geht freut mich. Na, - bald werdet Ihr in der Heimat wieder Eure Ruhe bekommen. England wird wohl bald aufgehört haben zu existieren.

Wie lange dauert es wohl noch bis wir uns wiedersehen? Hoffentlich dauert es nicht mehr allzulange!

Was machen denn die Lieben in der Familie? Gibt es was Neues? Bald wird wohl Bertas schwere Stunde schlagen.

Bei Oma, bei Heinrich was Neues? Und nun für heute Schluß, bald mehr.

Froh und herzlich grüßt und küßt
Dich
Dein Junge.