Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 27. Juli 1940
Samstag, den 27.VII.40
Meine liebe Mutter.
Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief mit der so liebevoll gepreßten Blume, mit dem Bild der Immerwährenden Hilfe und mit dem Heftchen des Domvikars Teusch. Für Alles herzlichen Dank. Grüße der Heimat, Grüße von der Mutter, die mich keinen Augenblick vergißt, die mich besonders in ihr Gebet mit einschließt. Auch ich denke an Dich.
Liebes Mütterlein! Aus dem Brief ersehe ich wiedereinmal Deine Sorge, Deine Angst und Unruhe und die Spannung in der die schöne Heimat insgesamt steckt. Haltet nur noch ein wenig aus, seid stark, bald wird der Führer den Marschbefehl gegen England geben!
Ein Kamerad erhielt einen Brief in dem ein nettes Histörchen erzählt wurde. Der Führer besuchte Verwundete in einem Lazarett. Der Briefschreiber schrieb auch gerade in dem Augenblick eine Karte indem der Führer eintrat. Der nahm die Karte las sie, nahm sich einen Bleistift und strich das Wort wahrscheinlich aus und schrieb darüber bestimmt. Und in welchem Satz standen diese Wort? „Sei ruhig, im August ist der Krieg wahrscheinlich stimmt aus!“ Schön was? Wer weiß was uns die Zukunft bringt?
Unser Leben hat sich wenig verändert! Es ist wieder ein Lehrgang mit allen Schikanen.
Schikanen nicht falsch verstanden. Schleiferei gibt es nicht aber strammen Dienst. Wir kommen uns wie Rekruten vor. Aber Spaß macht doch das Infantristspielen.
Auch hier ist die Gegend fabelhaft. Ganz nahe am Fjord sind wir. Dunkel wird es nachts immer noch nicht, aber merklich kühler ist es geworden. Jedenfalls freuen wir uns wieder, wenn wir zurück zur Batterie kommen. Hoffentlich geht die Fahrschule dann weiter!
Eine nette und frohe Kameradschaft hat sich hier im Lager entwickelt. Besonderen Spaß macht die Reitausbildung. Reitlehrer sind alles aktive Wachtmeister meiner früheren 7. Batterie, also alles alte Bekannte. Von mir sonst nichts Neues!
Ich hoffe Dir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich bete für Dich und Denke Immer An Dich.
Gruß u. Kuß Dein Junge.