Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 3. August 1940
Samstag, den 3.VIII.40
Meine liebe Mutter.
Wieder ist eine Woche vergangen, angefüllt mit viel Arbeit, viel Fluchen und viel Schweiß. Das schlechte Wetter ist vorbei, über Norwegens Fjorden lacht strahlender Sonnenschein, eine rechte Feierabendstimmung kommt in mir auf und mit ihr die leise Sehnsucht nach den Lieben daheim. Uns geht es so wie Euch. Sonntags denken wir intensiver an zu Hause. Was werden wir morgen machen? – Länger schlafen – sehr wichtig – gut Essen -, noch wichtiger und nach Mittag einen Spaziergang am Fjord vorbei an die offene See. Am Solstrand, - Sonnenstrand, ist viel Ausflugsverkehr und Badebetrieb. Wir werden eine gute Tasse Kaffee trinken, Kuchen mit Schlagsahne essen. Ein Schlaraffenland! Das wäre was für Dich! Hier müßten wir einmal Ferien verleben. Gute Bekannte haben wir schon. Also alles vorbereitet!
Für Deinen lieben Brief vom 21.VII. hab vielen Dank! Ich glaube trotz Allem hast Du guten Mut und den Kopf oben. Gut ist es, daß Du Einquartierung hast.
Wann geht es gegen England los? Ich glaube der Zeitpunkt ist nahe! Unser wird der Sieg sein, daran wird wohl kein Deutscher zweifeln.
Unsere Position ist stärker denn je!
Rußland liefert getreu den Abmachungen Rohstoffe, ja mehr als in ihnen gefordert wird. Meckerer behaupten ja wir wären nicht einverstanden mit den russischen Erweiterungen im Baltikum, sie sollen nur zufrieden sein, der Führer wußte das schon lange vorher. Truppenzusammenziehungen im Osten gegen Rußland sind nonsense. Es handelt sich doch nur um Truppen aus Frankreich, die neu formiert werden. Italien hält weiterhin zur Achse. Wir werten ihre Waffenerfolge viel zu gering. Wir müssen aber bedenken mit welchen Geländeschwierigkeiten der Italiener zu kämpfen hat. Diese ungeheuren Entfernungen der Wüste, ohne Flugzeugstützpunkte, dieser Kampf mit dem Klima stellen die größten Anforderungen. Ebenfalls dürfen wir die Schwierigkeiten der Alpenfront nicht verkennen und da standen Frankreichs beste Soldaten, die Alpenjäger. Wir können unbesorgt sein die Freundschaft mit Italien stört keiner mehr. England wird vernichtet, das Empire zerfällt, jetzt werden die Leichenfledderer kommen und das große Reich zerfressen. Für uns erwachsen da die größten Aufgaben. Der Führer weiß um sie und wird auch sie meistern.
Und nun, liebes Mütterlein, Kopf hoch! Bald kommen die Jungen heim!
Einen herzlichen Gruß und Kuß
sendet Dir Dein Junge.
Eben erhalte ich Deinen lb. Brief vom 26.VII. Hab vielen Dank. Allerlei Neuigkeiten! Ich bin froh zu lesen, daß Annemies Besuch Dich so ruhig ließ. Berta gratuliere ich! Dan kann sie ja stolz sein.
Dein Junge