Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 7. August 1940
Mittwoch, den 7.VIII.40
Meine liebe Mutter!
Die Woche ist halb, schon 2 ½ Wochen läuft der Kursus. Wir müssen ordentlich ran. Aber trotzdem macht es Spaß. Für uns ist es ja vollkommen Neues, was man uns hier beibringt. Der Tag ist von morgens bis abends gut ausgefüllt. Müde kriechen wir abends in die Kojen.
Gestern erhielt ich bereits Deinen lieben Brief vom 31. Juli. Für Deine lieben Zeilen hab vielen Dank. Es tut so gut, wenn man weiß, daß die Mutter an einen denkt. Sei nicht traurig liebes Mütterlein, nächstes Jahr feiert Dein Junge mit Dir Deinen Namenstag. Dann bin ich nur für Dich da, dann bleibe ich bei Dir.
Ja, ich glaube, daß Berta froh und stolz ist. Wie geht es ihr denn gesundheitlich? Wo bleibt der kleine Fritz? Du warst also zur Taufe! Gefällt Dir Honnef noch? Weißt Du noch um die Pläne von Herrn Kirste? Im Übrigen habe ich ihm vergangene Woche geschrieben. Ich bin gespannt, ob er mir wieder schreibt?
Du fragst was Margret schreibt. Sie ist jetzt in Ferien, vielleicht im Arbeitseinsatz der Pharmazeuten. Die letzten Semestertage in Marburg ist sie viel unterwegs gewesen. Von allen ihren Wochenendausflügen schreibt sie mir Ansichtskarten. Für einige Tage war sie in Hofgeismar zur Vertretung. Ihr nächstes Semester wird sie wahrscheinlich in München belegen.
Mir wünscht sie alles Gute, und ich glaube dieser Wunsch kommt von Herzen. Aus einer gewissen Reserviertheit kommt sie aber immer noch nicht heraus. Aber gerade das freut mich, wenn es mich auch manchmal traurig stimmt. Manchmal habe ich Angst ich würde sie verlieren. Aber der liebe Gott wird schon lenken u. leiten.
Hier regnet es augenblicklich und wie! Waldbeeren gibt es hier, Du das wäre was für Oma. Die Erdbeerzeit, Waldbeeren natürlich, ist vorbei. Himbeeren u. Preiselbeeren gibt es in rauhen Mengen.
Freitag Abend haben wir den zweiten Inspektionsabend. In einem kleinen Ausflugsort an der Küste mieten wir für einen Abend ein Café. Café’s sind hier immer Restaurants. Da gibt es dann für etliche Kronen ein pfundiges Abendessen. Kalte u. warme Gänge, und zum Schluß einen kohlrabenschwarzen Kaffee. Schade, schade daß Ihr daheim so etwas nicht mitmachen könnt!
Und nun für heute Schluß.
Dich grüßt und küßt Dein
großer Junge.