Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Septemer 1940
Norwegen, den 15.IX.40
Mein liebes Mütterlein.
Hab als Erstes vielen und herzlichen Dank für Deine lieben und aufrichtigen Glückwünsche zu meinem Geburtstag. Du hast als Einzige an diesen Tag gedacht. Er verging wie alle anderen, mit Arbeit und sonst auch mit Zufriedenheit. Ich bin wirklich zufrieden. Mir geht es gesundheitlich gut, an Essen und Trinken fehlt uns nichts. Leider können wir nur noch ganz beschränkt Textilwaren
kaufen. Aber ich hab ja schon etwas für Dich. Seidenwaren, Handschuhe und Luxusartikel sind frei. Pelze und Felle nach wie vor zollfrei und nicht zu teuer. Ich habe eine Bitte, schicke mir nur ja kein Geld: 1.) Habe ich nichts nötig, 2.) deutsches Geld bekomme ich nicht umgewechselt und 3.) machst Du Dich strafbar, wenn Du Geld in’s Ausland schickst.
Meine Sorge bist Du! Hoffentlich tut Euch der Engländer kein Leid an. Bald wir er ja am Ende seiner Kräfte sein. Was mag nun Tante Finchen in London sagen und denken. Verzeih mir, daß ich vergangenen Mittwoch nicht schrieb, wir waren zur Übung weg. Jetzt fahren wir immer weit aus. 100-200 km.
Selbst chauffieren tue ich noch nicht, doch als RII. hab ich meinen Wagen. Ich fange jetzt mit der Fahrschule an.
Anbei einige Bilder aus unserem Quartier in Haesa. Meine kleine Freundin schreibt Dir selbst einen Gruß.
Viele herzliche Grüße und einen Kuß
sendet Dir Dein
großer Junge.
2 Päckchen habe ich bekommen. Eines mit wundervollen Äpfeln, das andere mit Pfirsischen. Letztere sind prima angekommen, 2 waren etwas angefault. Vielen, vielen Dank für die Leckerbissen.
D. O.