Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 22. Oktober 1940

Dienstag, den 22.X.1940

Liebe Mutter.

Bist Du nicht erstaunt, daß ich so fleißig schreibe? Ich habe mir vorgenommen jede freie Minute zu nützen um Dir von mir ein Lebenszeichen zu schicken. Mir geht’s gut! Ich bin wieder einmal kommandiert und zwar diesmal als Ausbilder von frischen Rekruten weiter nordwärts in Norwegen. Heute sind wir hier im Lager eingetroffen und haben uns eingerichtet. Jetzt warten wir auf die jungen Soldaten. Ich hoffe Weihnachten wieder im alten Quartier zu sein. Den Quartiersleuten tat es leid, daß ich gehen mußte. Leider ist es so nun nichts mit dem Urlaub. Hoffentlich kann ich nach Beendigung des Ausbildungslehrganges fahren. Ich sehne mich schon so Dich einmal wiederzusehen, mir von Dir einmal all Deine Erlebnisse erzählen zu lassen. Aber auch die Zeit kommt wieder! Wir dürfen nicht verzagen! Auch mit uns geht’s wieder einmal

bergauf. Übrigens der Kursus soll 6 Wochen dauern. Halben Dezember geht’s also heimwärts. Meine Quartierwirtin, Frau Lindh will mir ein recht norwegisches Julfest zeigen. Ob es so schön wie die deutsche Weihnacht ist. Bei meiner Rückkehr will Gerd mir das Skilaufen lehren. Die Leute haben mich wie einen Sohn aufgenommen. Sie sind wirklich nett.

Nun gibt’s wieder neues Leben, neuen Betrieb. Es ist wieder einmal eine Abwechslung.

Für heute sei recht herzlich gegrüßt und geküßt von Deinem
Jungen.