Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 13. November 1940
Köln-Dellbrück, 13. Nov. 40.
Mein lieber Rudolf!
Soeben erhalte ich Deinen lb. Brief vom 7. Nov. Schönen Dank. Ich will ihn gleich beantworten. Ich freue mich, daß es Dir gut geht, und daß Du Dir allerlei nützliche Sachen kaufst. Das ist recht, schaffe Dir nur noch etwas an, was Du nur kannst, denn wenn Du mal wieder nach Hause kommst, dann geht es bei uns schmal her. Du weißt, dann hängt alles nur an meiner Näherei, Vater schickt ja nichts mehr, und Dein Gehalt fällt dann auch fort. Aus dem Grunde möchte ich Dich bitten, davon abzusehen, Elli einen Pelz zu schenken. Wer soll das bezahlen? Und nun schreibst Du mir ja auch einen ganz anderen Preis, als zuerst. Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich keinem etwas gesagt. Und daß ich die ganzen Umstände + Unkosten haben soll, sehe ich nicht ein. Elli hat ihr Teil von mir bekommen, sodaß gar keine Verpflichtung besteht. Übrigens weiß sie auch nicht, ob sie einen Pelz nimmt, da Josef es nicht gerne sieht! Und mit den Zigaretten, das kann ja T. Finchen machen. Soll ich vielleicht immer das Porto bezahlen? Überhaupt, sorge zuerst, daß Du keinerlei Schereien bekommst, besonders
wo Du scheinbar nicht sehr im Ansehen stehst da bei d. Batterie, ich meine, wegen des Nichtbeförderns. Also mach keine Sachen, laß alles lieber fahren. So viel bemühen sich ja meine Geschwister nun doch nicht um mich! Umsonst tun die nichts, und groß kümmern tut sich auch keiner um mich. Wenn ich sehe, wie Oma um Elli und alle besorgt ist. Mir nimmt niemand einen Weg ab, immer bin ich allein mit allem. Und ich gönne mir jetzt aber auch garnichts, + da soll ich noch Umstände + Unkosten haben? Ich bin bald klug! Ich gönne jedem, was er hat, aber ich will nicht mehr der Dumme sein. Ich halte die Hände jetzt mal zu. Die habens doch alle leichter als ich, und ich hab‘ so viel getan, als ich noch konnte. Und wer tut Dir + mir etwas? Elli bekommt so viele Sachen von Josef geschickt, meinst Du, sie gäbe mir mal ein Teilchen? Also, sieh zu, daß alles in Ordnung geht, ich will aber nichts zu tun haben+ auch keine Unkosten dadurch haben. Ich will auch von Dir nichts haben, brauche Dein Geld für Dich. Ich kaufe mir selbst etwas zu Weihnachten für den Haushalt, vielmehr, ich habe es schon gekauft, etwas, was mir nötig brauchten. – Diese Nacht war der Engl. 3 Stunden hier, trotz des stürmischen Wetters. Es war ordentlich kalt! Nun Schluß. Viele herzliche Grüße + einen Kuß
D. Mutter