Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 18. November 1940
Montag, den 18.XI.1940
Meine liebe Mutter.
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 11. Nov. 40. Hab vielen Dank dafür. Ich hatte schon solch große Sorge um Dich. Nun höre ich, daß es Dir körperlich doch noch gut geht und seelisch hilft Dir auch weiterhin der liebe Gott. Er wird Dich schützen, daß weiß ich. Es ist recht, daß Du schreibst: „Bis bald“, bald komme ich in Urlaub. Es kann sein, daß es schon vor Weihnachten ist, wahrscheinlich aber erst im Januar. Mit meinem angeborenen Pech kann es auch noch etwas später werden. Jedenfalls rechne ich mit Januar.
Mir geht es gut! Ich bin zufrieden und froh. Sorge machst Du mir nur mit Deiner Angst. Liebes Mütterlein, da hilft nur Gottvertrauen, sonst nichts! Nicht jede Kugel trifft. Könnte ich Dir doch alle Angst wegnehmen!
Nun zum Pelzgeschäft! Sage dem lieben
Herrn Koenen, er sei komplett verrückt. Wir wissen, daß die Kürschner, bes. die aus Köln, auf uns schimpfen wie die Rohrspatzen. Aber so schlimm, wie die es machen, pfuschen wir ihnen doch nicht in’s Handwerk. Darum lassen wir auch die Häute direkt hier fix und fertig machen. Ich kaufte bereits zwei Häute. Jetzt sind sie schon in der Gerberei und werden auch dort montiert. Gerben und Montieren kostet zusammen 30 Kr. Ich bringe also 2 fertige Pelze mit. Wer einen haben will, kann dann ja zu mir kommen.
Ganz umsonst kann ich ihn ja nicht abgeben. Jedenfalls kaufen sie ihn zu einem Spottpreis. Ich denke, wir schenken Elli einen. Jeder Pelz kostet mich genau 200,00 Kr. Und nur keine Bange machen lassen, wir dürfen kaufen, und verzollt werden die Pelze auch.
Und nun soll ich Dich auch herzlich grüßen von Gerd. Jeden Tag fragte sie bange, ob ich Post von Dir bekommen hätte. Jetzt hat sie Spaß. Schicke ihr doch einmal einige Photos von Köln. Im städt. Verkehrsamt gibt es einen wundervollen Prospekt in schwedischer Sprache. Sie spricht ja perfekt schwedisch. Sie wird sich bestimmt freuen. Gestern habe ich mit
ihr Schlitten gefahren. Wenn ich die Pelze aus dem Kopf habe, schaffe ich mir Skiern an. Du siehst wir leben ganz nett hier oben!
Und nun Gott befohlen, mein Mütterlein.
Herzlichst grüßt u. küßt Dich
Dein Junge.