Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 22. November 1940

Berg.-Gladbach, 22. Nov. 40.

Mein lieber Rudolf!

Ich wollte Dir nur eben mitteilen, daß ich heute beim Christkind war und für Dich etwas gekauft habe. Verraten wird nichts. Hoffentlich gefällt es Dir, wenn Du kommst und es siehst! Es ist etwas Nützliches, was Du noch gebrauchen konntest. Ich muß Dir doch etwas schenken. Nun noch für O. Arn. + T. Stina + Berta, dann habe ich alles. Viel wird es für Alle nicht. Das Geld ist ja knapp. Eben ist wieder Alarm, aber es ist so dunkel + stürmisch, was wollen die Engländer denn heute machen? Wenn nur mal erst Schnee liegt, dann können sie alles sehen, dann nützt keine Verdunkelung. Gebe Gott, daß sie doch bald klein werden. – Heute bin ich mal durch Köln gegangen, es ist nicht viel los vor Weihnachten. Ob es nun im nächsten Jahr anders ist und ob wir es erleben? Gestern ist wieder eine Heimarbeiterin gestorben, 48 Jahre alt, Trombose. So viele Leute sind krank, Herz + Nerven. Heute habe ich Frau Severin + Frl. Isbach Deine Karten von Norwegen gezeigt. Es ist aber auch wunderbar da oben. Da möchte ich mal sehen. Auch mal Sahnekuchen essen. Soll ich mal kommen? –

Wie ist es nun, weißt Du bald etwas vom Urlaub? Es ist mir gleich, mir bist Du zu jeder Zeit herzlich willkommen. Nun ist der November

auch bald herum. Und dann noch ein paar Wochen ist Weihnachten. Ich glaube, wir feiern es in Gladbach. Ich werde wohl keinen Baum machen, nur die Krippe aufstellen. Na, noch ist es nicht so weit. Mal sehen. –

Ich hoffe, daß Du mobil bist und alles in Ordnung ist. Ich sende Dir viele liebe Grüße + einen festen Kuß + bin in alter Liebe
Deine
Mutter.