Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 23. November 1940
Sonnabend, den 23.XI.40
Meine liebe Mutter.
Die Arbeit der Woche ist getan, nun genießen wir unseren wohlverdienten Feierabend. Im Kamin prasselt das Feuer, wir sitzen und singen Heimatlieder. Es ist schön in unserem Kameradenkreis! Mir geht es ausgezeichnet. Nun noch einen Monat und Heilig-Abend haben wir. Und dann noch 14 Tage bis 3 Wochen und dann kommt Dein Junge in Urlaub. Liebes Mütterlein für Deine Briefe vom 13. und 14. des Monats danke ich Dir. Sag‘ mir einmal aufrichtig, wie es Dir geht? Was macht denn Dein Herz? Ich mache mir Sorgen! Du mußt nicht zu ängstlich sein, nicht zuviel arbeiten. Jeden Tag mußt Du ein Mittagsschläfchen machen! Das muß gehen! Du brauchst doch jetzt nichts anzuschaffen. Du mußt jetzt nur für Deine eigenen Bedürfnisse sorgen und arbeiten. Du mußt so gut wie eben möglich essen! Versprich mir das! – Bitte!.
Ich habe mir nur einen Pelz gekauft. Ich will erst einmal in Urlaub kommen und sehen, wer eventuell Interesse hat. Mich hat er 175,00 Kr. gekostet, weil ich Lindh’s soviele Kunden besorgt habe. Regulär sollte er 250,00 Kr. kosten und zwar nur das Fell. Für Gerben und montieren muß ich 30,00 Kr. bezahlen. Es wird ein ausgezeichneter Pelz werden. Vielleicht hast Du selbst noch Spaß daran.
Heute erhielt ich nun endgültig den Führerschein. Nun werde ich soviel wie möglich fahren um mich zu üben. Unsere Baracken sind bald fertig. In 14 Tagen werden wir wohl einziehen. Sonst wüßte ich nichts Neues. Hast Du nun schon eine kleine Ahnung von dem schönen Norwegen? Durch meine Bilder und Zeitungsabschnitte bekommt Du, ich glaube doch, ein ganz nettes Bild.
Und nun hinein in die neue Woche. Hoffentlich ist sie für Deutschland wiederum so erfolgreich wie die vergangene.
Herzlichst grüßt und küßt Dich mit den allerbesten Wünschen
Dein großer Junge.