Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 24. November 1940

Berg.-Gladbach, 24.11.40.

Mein lieber Rudolf!

Heute, an einem regennassen, trüben Novembersonntag sitzen wir in der Stube + können nicht heraus. Wir denken an unsere Lieben da draußen + hoffen + wünschen, daß sie auch einigermaßen vor der Unbill des Wetters geschützt sind. Elli + ich haben wieder etwas gebacken. Man muß früh anfangen, weil man sich Fett u.s.w. einteilen muß. Mandeln weiß man kaum zu bekommen. Na, wir sind bescheiden, es ist Krieg. Und ein wenig tröste ich mich damit, daß ich denke, Du kannst Dir da oben doch schon mal etwas mehr leiten, als da, wo Du im vorigen Jahr warst und darum nicht so traurig bist. Es soll zum Feste ja nur ein Gruß aus der Heimat sein. Dein Geschenk, ein nützliches erwartet Dich zu Hause wenn Du, was Gott geben möge nach den Feiertagen kommst! So lange bist Du nun fort, ein halbes Jahr sahen wir uns nicht. Und es war für uns Beide eine Zeit angefüllt mit Angst + Sorge. Bis jetzt dürfen + müssen wir dem Herrgott dankbar sein, daß er uns gnädig war. Heute war ja Weltgebetstag. Wir wollen beten, daß auch in der Zukunft dem Herrgott der erste Platz zuerkannt wird bei allen Völkern und daß alle Völker sich zu ihm bekennen; dann wird es allen wohl gehen.

Wie geht es Dir? Immer noch gut? Bist Du zufrieden? Also die Fahrerprüfung hast Du bestanden? Wann kommt nun die Beförderung? Es wäre doch schön, wenn das nun auch käme. Von Rechtswegen, müßtest Du doch längst befördert sein. So junge Dachse sind schon weiter, wie Du. Na ja, Du bist ein Später. Auch wohl darin. Nun hoffe ich auch bald von Dir wieder zu hören. Ich kann Dir nichts Neues berichten. Heute in 4 Wochen ist nun schon Heiligabend. Wie mags dann sein. Aber, Gottvertrauen will ich haben. Mein Junge nun wünsche ich Dir alles Gute und bleibe mit den herzlichsten Grüßen + einem festen Kuß
Deine
Dich l. Mutter.