Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 1. Dezember 1940
Sonntag, den 1.XII.40
Meine liebe Mutter!
Der erste Adventsonntag ist zu Ende. Wir haben schönes Wetter gehabt, warm war es und trocken. Wir haben etwas Grammophon gehört und nun sitze ich wieder im heimlichen Bryggerlms[?] unter dem Adventskranz. Der Kamin wärmt mir den Rücken. Ich sitze allein, die Kameraden schlafen schon. Meine Gedanken gehen zu Dir. Du hast doch sicher auch einen Kranz, hast heute das erste Lichtlein angesteckt und dabei sind Deine Gedanken zu mir gegangen. Ich habe es gefühlt!
Schön ist das Gefühl des Zusammengehörens, und das tuen wir. Nach solanger Trennung fühlt man erst so recht, wie gut wir uns verstehen. Ich freue mich riesig auf meinen Urlaub! Das verstehst Du doch. Ich freue mich Dich wiederzusehen und wieder einmal in unserem gemütlichen Heim zu wohnen. Na, - wird’s nimmer lang? – im Januar komme ich. Das geht jetzt schnell! Neues kann ich Dir nicht erzählen!
Morgen beginnt eine neue arbeitsreiche Woche. Der Dienstplan sieht die zweite Ausbildungsstufe für den Nachersatz vor. Nun muß ich jeden Tag Unterricht abhalten und den Außendienst leiten. Mit Arbeit geht die Woche am besten vorbei. Mir scheint, die Zeit fliegt!
Gibt es in Dellbrück etwas Neues? Euer ganzes Leben wird wohl von den nächtl. engl. Besuchern bestimmt? Ist Willy schon zur Musterung gewesen? Was macht Berta’s kleiner Fritz? Tante Stina will später also verkaufen? Doch wohl ein schwerer Entschluß! Ist sie immer noch so aktiv?
Nun grüße Alle recht froh von mir.
Sei Du herzlichst gegrüßt u. geküßt
von Deinem großen Jungen.