Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 8. Dezember 1940
Sonntag, den 8.XII.1940
Mein liebes Mütterlein.
Für Deinen lieben und wundervollen Adventsgruß empfange meinen herzlichsten Dank. Wir haben uns einen grünen Tannenkranz gewunden und werden nun heute Abend die zweite rote Kerze anzünden. Und wer dann die Augensprache versteht, der liest in den leuchtenden Augen der Kameraden, selbst der größten Rauhbeine, ihre Sehnsucht, ihre Wünsche. Selbstverständlich gehen die nach Hause, zu all den Lieben, die auch uns sehnlichst erwarten. Der Ofen bullert, es ist gemütlich warm, die Scheiben werden langsam eisfrei und unser Blick geht über weiße Tannenspitzen auf eine beschneite Felswand, die einer großen Reliefkarte gleicht.
Ich will Dir überhaupt einmal unsere Stube beschreiben:
Grundriß einer halben Baracke.
Schrank Tisch Bett
Tisch Schrank
Bett
Die Decke meiner Stube ist holzfarben, die Bretter sind nur lackiert worden, abgesetzt ist sie mit dunkelbraunen Brettern. Wände sind hellgrün, aber ein warmes, gelbliches grün, Boden gelbbräunlich. Möbel, wie Betten, Schränke und Tische sind nur lackiert. Die Stube ist also hell und freundlich. Eine schöne Lampe, karierte Übergardinen, die karierten Bettlaken und die Tischdecke geben meiner Stube das Aussehen einer Bauernstube. Du siehst, wir sind gut und auch wirklich geschmackvoll untergebracht.
Gestern war ich mit meinem V8 auf großer Fahrt. 150 km. Es ging durch winterliche, norwegische Täler. Die Nachtfahrt habe ich gut überstanden. Man muß vorsichtig fahren, die Straßen sind glatt.
Nochmals danke ich für das feine Nikolauspäckchen. Die Plätzchen waren fein. Gerd und ihre Mutter lobten sie. Ich werde Dir einmal norwegische Rezepte schicken. Prima waren die Hopjes. Die waren bestimmt nicht billig! Ich bin einmal gespannt, wie Dir Dein Weihnachtsgeschenk gefällt? Im Januar denke ich bin ich bei Dir!
Die Batterie hat schöne Geschenke gekauft, - Geldbörsen, Feuerzeuge, Drehbleistifte und gute Füllhalter! – Alles ordentlich, dem Gebrauch angepaßte Sachen.
Innerhalb der Division sind Skikurse eingerichtet worden. Wir lernen also auch noch zünftig Skilaufen! Das sind doch ganz nette Nebenerscheinungen des Krieges! Ich bin guter Dinge, und hoffe auch Dir geht
es gut. Mit den allerbesten Wünschen auch an Oma grüßt Dich
Dein großer Junge!