Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Dezember 1940
Köln-Dellbrück, 17.12.40.
Mein lieber Rudolf!
Ich erhielt Deinen lieben Brief vom Dienstag, dem 10.12. und danke Dir recht herzlich dafür. Da schreibst Du ja schon früh am Morgen. Ja, mein Junge, nun ist bald Weihnachten, heute in 8 Tagen ist hlg. Abend. Man denkt, daß dann, wenn das Wetter es erlaubt, die Engländer besonders ordentlich kommen. Nun kommen sie schon seit Mai. Gut, daß man nichts im Voraus weiß. Hoffentlich geht weiterhin alles gut. Die Zeit in Gladbach hat uns doch gut getan, wir sind Beide ruhiger geworden, die Oma + auch ich. Am 27.12. muß Josef wieder fort. So Gott will, wollen wir dann wieder hin, damit unsere Nerven wieder etwas in Ordnung kommen. Wenn Du ja kommst, habe ich keine Angst. Ja, mein Kind, ich glaube, daß es jetzt im Winter eine beschwerliche Reise ist, es wäre ja schöner, wenn es im Frühjahr wäre. Aber, wer weiß, was bis dahin ist. Versorge Dich nur gut mit Unterzeug, denn auch hier ist es kalt. Schon über 10° hatten wir. Heute fing es an zu schneien. – Da bekommen Lindh’s es ja fein vor den Feiertagen, was. Wirst Du da sein zum Fest. In Euren Baracken macht Ihr es Euch doch auch sicher schön? Habt Ihr es auch warm? Eure Gedanken werden am Fest doch nach Hause gehen, und die
Unsrigen zu Euch. Sind die Päckchen schon angekommen. War alles noch in Ordnung? Laß Dir alles gut schmecken. Ich habe es mit Liebe für Dich gebacken! Ich bin gespannt, ob auch jemand an mich denkt, ob ich auch etwas zu Weihnachten bekomme? Ich habe jetzt alles so weit besorgt! Für T. Stina will ich mal sehen, ob ich eine Tischlampfe bekomme, zusammen für Berta mit. Ich muß ja schon etwas schenken, wo ich da essen gehe. Tante Stina ihre Einquartierung aus Ostpreußen schrieb auch, er hätte ein Paketchen an sie geschickt! Von meinen Soldaten höre ich garnichts mehr. Frau Jansen hat auch schon ein Paketchen bekommen von Herrn Grundig. Er ist jetzt Feldwebel geworden, ebenso Fritz aus Heusenstamm. Der Ascheid, jetzt frischgebackener Leutnant, ist auch in Urlaub. Viele sind da. Fritz Morbach sah ich heute, er ist Gefreiter. Richard hat keinen Arbeitsurlaub bekommen, er ist am Samstag abgereist. Er hat so viele feine Geschenke bekommen von allen seinen Freunden + Freundinnen. Wer hat denn an Dich gedacht jetzt zu Weihnachten?
So für heute Schluß. Ich freue mich auf den nächsten Brief. Dir sende ich einen lieben Gruß + Kuß
Mutter.