Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 26. Dezember 1940
am 2. Weihnachtsfeiertag 1940
Liebe Mutter.
Schon heute will ich Dir meine Grüße und Wünsche zum Neuen Jahr senden. Der Herrgott möge Dich behüten und beschützen. Er möge Dir ein segen und gnadenreiches Jahr 1941 schenken. Bleibe im Neuen Jahr gesund, froh und mutig, dann wird Dir der Krieg mit seinen, wie ich glaube letzten Ereignissen und Auswirkungen nichts anhaben können. Behalte mich lieb und freue Dich auf meinen baldigen Urlaub.
Kameraden werden Dich wohl einmal aufsuchen und Dir von mir erzählen. Aber bald komm‘ ich selber.
Heilig Abend habe ich bei Gerd gefeiert, anschließend hatten wir unsere Weihnachtsfeier.
Um 16.00 Uhr begann das Fest. Bei gutem Bohnenkaffee saßen wir und aßen selbstgebackenen Julkake-Kuchen, rombrodlefse und allerlei norwegisches Weihnachtsbackwerk. Neben dem Kaffee gab es einen feinen Likör. Wir saßen zu 5ten. Gerd’s Mama, ihre Schwester mit Verlobten, Gerd und ich. Vom kleinen Weihnachtsbaum strahlten im warmen Schein
die Kerzen. Im Geiste warst auch Du da. Wir haben von Dir gesprochen, und ich habe von unserem schönen Weihnachtsfest erzählt. Es folgte dann die Bescherung, Gerd’s Aufgabe war es jedem die Geschenke zu überreichen. Was ich schenkte schrieb ich Dir ja schon. Ich bekam einen feinen Pullover aus gut wärmender Wolle, ein Paar gestrickte Skihandschuhe und 6 Taschentücher. Alle Geschenke haben viel Freude bereitet. Wir saßen noch ein Stündchen zusammen, man sang norwegische Julviser. Äpfel, Nüsse, Mandeln und Wein kamen auf den Tisch. Anschließend gab es dann warmes Essen nach
deutscher Art. Um 19.00 Uhr begann die soldatische Weihnachtsfeier. Auch hier gab es warmes Essen, es folgte die Bescherung. Es gab solide und praktische Geschenke. Ich bekam 2 Tafeln Schokolade, Keks, Schreibpapier, eine gute Taschenlampe. Du siehst, ich lebe wie ein Fürst. Von der Kreisleitung, von Herrn Kirste und von Tante Finchen erhielt ich Päckchen. Deine werde ich erhalten, wenn ich vom Kursus zurück bin. Sylvester werde ich wohl wieder bei der Einheit sein. Halte mir ein Däumchen.
Nun nochmals viele Grüße und einen Kuß
Dein Junge.