Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 27. Dezember 1940
Köln-Dellbrück, 27. Dez. 40.
Mein lieber Rudolf!
Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 18.12., in dem Du mir mitteilst, daß Du zu einem Skikursus mußt. So schön das ja an und für sich ist, so schade war es, daß es gerade vor Weihnachten war. Ich war selbst froh, daß Du die Tage in einer Familie zubringen solltest, und Du hättest zu gleicher Zeit die Bräuche da oben kennengelernt. Aber, man darf sich auf nichts freuen. Nun wünsche ich Dir alles Gute, daß Du heil + gesund aus dem Kursus kommst, und dann hoffentlich bald Deinen Urlaub antreten kannst! Es wird ja schön werden, wenn man das Land im Winterkleid sieht. Die Karte ist ja wieder wunderschön. Ich kann mir denken, daß bei Lindh’s Freude war, als Du Deine Geschenke brachtest. Wie ist es nun mit den Päckchen geworden? Bekamt Ihr alles nachgeschickt oder habt ihr Weihnachten doch im alten Quartier gefeiert! Hat Gerd das Päckchen bekommen? Wer hatte alles an Dich gedacht? Ich schrieb Dir ja schon, wie ich die Tage verlebt hatte. Ich war dieses Jahr nicht in der Christmette, ich hatte keine Courage. Hier war sie wie immer um 5 Uhr. In der Stadt selbst war sie überall am Heiligabend um 5 ½ Uhr, d. h. 17 ½ Uhr. Aber, Gottlob, es sind ja
keine Flieger gekommen. Gestern waren Elli + Josef mal hier. Heute ist Josef wieder abgereist. Elli ist hier, schläft hier bis Sonntag. Ob wir nächste Woche wieder nach Gladbach gehen, weiß ich noch nicht. Ich war gestern auch mal bei T. Stina. Dort war nicht die beste Laune. Ich bekam dort ein Bild geschenkt, daß Berta bei dem Bekannten gekauft hat, ein Blumenstück, Klatschmohn. Ob es Dir gefällt? Von meinen Soldaten hat keiner einen Weihnachtsgruß geschickt! Jansens haben von den Ihren Brief + Paketchen bekommen. Nun bin ich nur gespannt, wie + wann die Päckchen bei Dir angekommen sind! Hoffentlich hat Dir alles geschmeckt! Heute habe ich nun wieder fleißig genäht. Es hat den ganzen Tag geregnet, der Schnee schmilzt, ein Wasser draußen, schlimm. Aber heute Abend ist es wieder kälter, hoffentlich friert es nicht, dann gäb‘s das schönste Glatteis. Es wintert ordentlich! Na, die Zeit ist ja da dafür. Nun hoffe und wünsche ich, daß Du auch das neue Jahr gut angefangen hast. Voriges Jahr warst Du zu Hause, hoffentlich, so Gott will, auch im nächsten. Die Reden vom Heiligabend waren ja alle so voll von Siegeszuversicht! Möge unser Herrgott uns helfen. Es grüßt + küsst Dich in aller Liebe recht herzlich
Deine Mutter.