Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 1. Januar 1941
Samstag, den 1.I.1941
Mein liebes Mütterlein!
Heute, in aller Frühe schon will ich Dir meinen Sonntagsgruß schreiben. Über Nacht hat sich der Himmel mit grauen Wolken überzogen. Es ist nicht mehr so kalt. Es riecht nach Schnee! Hoffentlich erfüllt der Himmel unseren Wunsch. Hoffentlich rieseln bald die weißen, kristallenen Flocken. Dann haben wir morgen ein herrliches Sonntagsvergnügen.
Nun kommt doch bald der Tag meiner Reise in Urlaub. Jeden Tag liege ich dem Spieß in den Ohren. Jedenfalls schreibe ich Dir den Reisetag noch genau. Allmählich wird mir doch die Zeit etwas lang! Seit Mai 40 bin ich nun nicht mehr zu Hause gewesen. Solange war ich ja noch nie von Dir fort. Ja, so ist der Krieg.
Mit seiner großen Rede hat der Führer ja uns wieder Hoffnung gemacht. 1941 wird die Entscheidung fallen. Die Engländer keifen, was? Aber bald ist Schluß mit Ihnen! Muß die Welt wieder schön
werden, wenn wieder Frieden ist. Wie stolz wird Deutschland dastehen!
Der Führer wird einen gerechten Frieden machen und wir wollen beten, daß Gott uns diesen Frieden lange erhält.
Wie geht es Dir, liebes Mütterlein? Freust Du Dich auf mein Kommen? Mir geht es wie immer gut. Neues weiß ich Dir nicht zu berichten.
Bis bald!
Herzlichst grüßt und küßt Dich
Dein Junge.