Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 8. Januar 1941
Köln-Dellbrück, 8.1.41.
Mein lieber Rudolf!
Gestern erhielt ich Deinen lieben Brief vom 26.12.40, der mir erzählt, wie Du Weihnachten, d. h. hlg. Abend erlebt hast. Es war ja ganz schön + gemütlich. Da haben Lindh’s sich aber angestrengt. Da bist Du ja sehr reichlich beschenkt worden. Ich bin froh, daß Du da in der Familie sein konntest. Das war ja doch etwas Ersatz für zu Hause. Daß aber meine Päckchen noch nicht da waren, kann ich nicht begreifen. Ich hatte sie doch so früh zur Post gegeben, früher als T. Stina. Da war doch sicher alles durcheinander. Es ist schade, man gibt sich so viel Mühe, sie schön zurechtzumachen. Hat es doch noch geschmeckt? Warst Du nun zu Sylvester schon wieder in Deinem Quartier? Momentan ist die Postzustellung wieder schlecht. Dein letzter Brief war 12 Tage unterwegs. Oder ob Sperre ist. Elli bekommt auch keine Post. Nun denke ich, daß Du bald selbst kommst. Ich bin schon ganz aufgeregt. Hoffentlich kommst Du diesmal nicht vor verschlossene Tür. Das wäre schade, und besonders nach der langen Reise. Hoffentlich ist es dann nicht mehr so kalt. Auch im neuen Jahr meint es der Winter gut, es friert stark. Aber es hält uns auch die Engländer fern. Im neuen Jahr waren sie noch nicht hier. Die Tage haben wir Ruhe gehabt! Wie + warum mag es nun weitergehen. Ob Amerika wirklich noch aktiv mit eingreift? Es scheint so. Möge unser Herrgott uns helfen. Wir können nichts tun als beten +
arbeiten. Bei uns in der Firma ist Ebbe in der Arbeit. Es ist Aufnahme. Also, wenn Du jetzt kämst, hätte ich schön Zeit für Dich. Ich kann es kaum erwarten. Rudolf, ich freue mich so auf ein Wiedersehen. So lange bist Du fort.
Elli ist noch immer bei mir, Samstag, so Gott will, wollen wir noch mal nach Gladbach über Sonntag. Hoffentlich können wir noch mal raus, wandern.
Soweit gibt es nichts Neues hier. Nun Rudolf, hoffe ich sehr, bald gute + liebe Nachricht von Dir zu erhalten. Bis dahin viele herzliche Grüße + Küsse
Deine
Dich treu liebende Mutter.