Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 13. Januar 1941
Montag, den 13.I.41.
Mein liebes Mütterlein.
Ein sonniger, frostklarer Sonntag ist wieder vorbei. Wir hatten einen anstrengenden Marsch auf die Almen. 11.30 Uhr ging es nach einem ½ stündigen Talmarsch bergauf. Durch Kiefernwald ging es in immer neuen Serpentinen, über Lichtungen mit Findlingen, Wacholderbüschen und isländisch Moos. 2.10 Uhr erreichen wir die erste Hütte, „seter“ genannt. Soviel Schnee hab‘ ich noch nie gesehen. Bis an die Hüften reichte er uns. In der Hütte brauten wir uns einen guten Kaffee, Weihnachtspäckchen, die immer noch ankommen, wurden leer gemacht, und mange smorbrod’s aßen wir. (Butterbrote). Nach 2 ½ Stunden begann dann die herrliche Abfahrt hinein in die sinkende Sonne. Hier oben sahen wir sie wieder einmal. Vom Tal aus ist sie immer noch unsichtbar. Hier müssen wir
noch im Schatten leben. Anschließend habe ich dann Gerd noch besucht und beim flackernden Holzfeuer erzählte sie mir ihre Erlebnisse von der Alm und besonders von ihrer Evakuierung als die ersten deutschen Soldaten durch den Ort kamen. Viel Schönes sehen und erleben wir hier im norwegischen Winter. Manches wird mir unvergeßlich bleiben! Immer wieder erinnere ich mich an die Ferienzeit in Schweden und ich glaube, alles was ich Dir hiervon erzählte, war objektiv. Auch jetzt noch habe ich immer noch den Wunsch Dir all das noch einmal selbst zu zeigen. Na, - es wird auch wieder Frieden.
Zu 2 Unteroffizieren sind wir noch in der Batterie. Alle anderen sind in Urlaub. Nun kommen wir auch bald dran. Genauen Zeitpunkt weiß ich noch nicht! Was machst Du? Freust Du Dich auf mein Kommen? 24 Tage, das ist ja eine Ewigkeit! Gibt es daheim sonst etwas Neues? Nein?
Dann bleib mir gesund und munter!
Einen Gruß und einen festen Kuß
sendet Dir
Dein großer Junge.