Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 15. Januar 1941
Berg.-Gladbach, 15.1.41.
Mein lieber Junge!
Nun muß ich doch mal hören, was es denn nun gibt. Ich bekomme keine Post. Vom 26.12. + vom 5.1.41 datieren Deine letzten Briefe. Dazwischen hast Du doch sicher geschrieben, ob Du die Päckchen bekommen hast. Ich kann es nicht verstehen, wo die Post bleibt. Direkt Unruhe habe ich ja noch nicht, trotzdem bin ich unruhig. Kommst Du bald oder dauert es noch etwas? Ich wäre traurig, wenn ich dann nicht zu Hause wäre. Ich möchte Dich doch gerne direkt zu Hause haben.
Wie geht es Dir gesundheitlich bei der großen Kälte? Schützt Du auch Deine Ohren? Sorge bitte dafür, daß Dir nichts erfriert, damit Du später keine bösen Folgen hast. Ich kann Dir mitteilen, daß es mir gut geht. Weißt Du, neuerdings nehme ich Lebertran, eine Flasche habe ich schon auf. Ich kann ihn gut nehmen. Nun denke aber nicht, ich pflegte mich jetzt zu gut. Ich mußte etwas tun, damit ich wieder in Ordnung kam. Ich nehme auch noch Nervophyll. Dr. Koerner hat auch noch welches verschrieben. Gott sei Dank bin ich nicht mehr so ängstlich + nervös. – Heute Abend
habe ich einen Umweg zu Elli gemacht, auch gestern. Ich fahre später als Oma + Elli. Hier die Berge im weißen Winterkleid sind wunderschön. Es war schon fast dunkel, als ich am Wald vorbei ging, es ist dann so ruhig + friedlich. Auch im Winter ist Gladbach schön. Die Mieten sind hier aber so hoch, wie auch in Dellbrück! Na, wenn Du kommst, besprechen wir das Thema ausführlich. Ich will erst Deine Meinung hören, darnach richte ich mich. – Nun hat Willi auch seine Prüfung für die Marine mit Auszeichnung bestanden. Man hat ihm gesagt, von April ab soll er sich bereit halten. Tante Finchen ist es nun doch hart. Heute Nachmittag waren Combüchen’s da, Georg muß auch in nächster Zeit fort. Ja, so geht alles weiter. Nun hofft man aufs Frühjahr. Mit Gottes Hilfe wird es dann wohl weitergehen. Ich hab guten Mut! Auch Du? Also, mein Junge, nun komm‘ auch bald. Ich erwarte Dich mit Sehnsucht!
Recht herzlich grüßt + küsst Dich in Liebe
Deine Mutter.