Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 15. Januar 1941
Mittwoch, den 15.I.41.
Meine liebe Mutter!
Aus warmer, gemütlicher Stube, bei den Klängen unseres schönen und großen Radioapparates sende ich Dir einen frohen Gruß. Jetzt um 13.00 Uhr haben wir Dienstschluß. Heute ist freier Mittwochnachmittag, zu dem kann man nur 2-3 Stunden draußen bleiben. Bei der Kälte sind Erfrierungsgefahren zu groß. Heute zeigte das Thermometer eine Temperatur von -38° C. Recht nett kalt, was? Ich habe mich aber daran gewöhnt. Skilaufen macht warm, wir bewegen uns fast nur mehr auf Skiern. Sonntag wollen wir wieder eine Tour auf die Fjelle machen. Trotz der mordsmäßigen Kälte bin ich wohlauf. Einen leichten Schnupfen habe ich überwunden. Kameraden haben zum Teil erfrorene Gliedmaßen. Ich bin vorsichtig geworden, ich trage z. B. 2 Paar Handschuhe. Gleich muß ich mal zu Gerd laufen. Ihre Großmutter war sehr krank und hatte gestern einen Schwächeanfall. Den ganzen Abend
weinte das kleine Mädel. Sie hängt sehr an ihrer Großmutter. Neuigkeiten von hier kann ich Dir nicht mitteilen. Ein Urteil vom Kursus, oder besser gesagt, von der Prüfung ist noch nicht bei der Batterie und nicht einmal bei der Abteilung. Ich sprach vorgestern mit dem Regimentsadjutanten, der meine schriftlichen Arbeiten gelesen hatte. Er meinte, die seien in Ordnung gewesen. Für Deinen lieben Brief vom 5. d. M. danke ich Dir. Ich bin froh, daß Du immer noch etwas Gesellschaft hast. Gladbach gefällt Dir so gut? Na, - in meinem Urlaub können wir ja über den Umzug sprechen. Willi ist gemustert, seinen und seines Vaters Stolz kann ich gut verstehen. Na, so begeistert wie er ist, so schnell wird er sich auch wieder zum Zivilleben zurücksehnen. Vielleicht wird er sich auch gut schicken. Ich glaube, er kann ganz gut Kratzfüße machen.
Ich, jedenfalls sehne mich nach Hause, nach dem Mütterlein. Schön wird es werden, wenn wir wieder einmal zusammen sind. Viel Arbeit, aber auch viel Freude wird es geben. Bis bald, mein Mütterlein.
Herzlichst grüßt und küßt Dich
mit den besten Wünschen
Dein Junge.