Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 17. Januar 1941

Köln-Dellbrück, 17.1.41.

Mein lieber Junge!

Auch heute habe ich noch keine Post erhalten. Es ist ja möglich, daß heute Nachmittag noch etwas kommt. Wie ist das nur? Ich denke, daß es an der Post liegt. Ich nehme doch an, daß Du wohlauf bist, und mir wie immer, regelmäßig geschrieben hast? Soll ich mir nun noch keine Sorgen machen? Manchmal denke ich, Du wärest schon unterwegs und kämest plötzlich hier bei mir an. Wenn ich dann eine Bahn kommen sehe, rege ich mich schon auf. Wird es denn nun bald etwas mit Deinem Urlaub? Es ist heute schon der 17. Januar. Es heißt ja, ab Februar wäre Urlaubssperre. Ob es wahr ist, weiß man nicht! Es wird so viel geredet. Hier ist noch immer ordentlich Winter. Es ist recht kalt + es liegt noch Schnee. Für eines ist es gut, es hält uns die Engländer ab. Aber die werden es schon nachholen.

Man braucht tüchtig Brand. Der Winter ist ein teurer Gast! Na, noch 6 Wochen, so Gott will, dann ist er auch überstanden. Wo bleibt nur die Zeit? So geht das Leben hin und man wird alt! Frau Perger wartet auch auf ihren Karl-Heinz. Die Kleinen von Heinr. kommen alle Tag gucken, ob Onkel Rudolf da ist. Sonst erlebt man nicht viel Neues, alles wartet auf das große Geschehen. Es steht ja vor uns allen. Möge unser Herrgott uns beistehen in dem schwierigen Kampf, ganz besonders denen, die als die Ersten hinein müssen. Wie ist es dort? Alles gesund + in Ordnung? Wenn ich ja nun wüßte, daß Du noch nicht kämst, schickte ich Dir noch mal ein Päckchen. Ob ich nun morgen etwas höre, es ist schlimm, dieses Warten.

Nun mein bester Junge sei auf das herzlichste gegrüßt + geküsst von
Deiner
Dich l. Mutter.