Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 23. Januar 1941
Berg.-Gladbach, 23. Januar 41.
Mein lieber Junge!
Nun muß ich gleich für 4 liebe Briefe danken, die ich zusammen erhielt. Sie waren von Sylvester, von Neujahr, vom 13.1. + 15.1. Nun habe ich endlich die Bestätigung der Weihnachtspäckchen. Ich bin so froh, daß alles so gut angekommen ist und daß es Dir geschmeckt hat. Also auch Frau Lindh hat es geschmeckt. Na, ich hatte ja auch alles gute Sachen dabei gebraucht. Bessere Zutaten haben sie da auch nicht. Auch Gerd hat das Päckchen gefallen? Auch sein Inhalt? Es war ja wenig, im Verhältnis, wie man Dich dort beschenkt hat. Aber Du hattest ja auch Geschenke gekauft.
Ich freue mich, aus allen Briefen zu lesen, daß es Dir gut geht. Ich mache mir nur Sorge, daß Du bei der großen Kälte nicht vorsichtig genug bist. Sorge Dich
bitte, so viel an Dir liegt, daß Du Dich gut einpackst, damit Du später nicht etwa in Deinem Beruf behindert bist. Wage nicht zu viel, und gehe nicht mehr heraus, als nötig. Was machen denn die Norweger bei der großen Kälte? Sie sind doch sicher meistens zu Hause? – Rudolf, ich denke ja schon mal, ehe dieser Brief Dich erreicht, bist Du bald zu Hause. Nun ist doch schon Ende Januar. Hast Du inzwischen etwas über Deine Bewertung der Prüfung gehört? Was sagt denn Dein Batteriechef? Ist auch nun schon das Geld, 50 Rmk bei Dir eingetroffen? Nun denke ich jeden Morgen, wenn ich von Gladbach komme, ob ich heute Abend wieder fahren muß, oder ob mein Junge heute kommt. Die Zeit wird uns nur zu schnell herumgehen! Aber, wir haben uns doch noch einmal wiedergesehen, mal alles überlegt + durchgesprochen, was man so
nicht schreiben kann. Hanni kommt jeden Tag und fragt, ob Du noch nicht da wärest. Auch Liesel findet sich ein.
Augenblicklich ist hier häßliches Wetter, naß und nebelig, ungesund. Viele Leute sind erkältet! Kalt ist es nicht. Ob Dir das auch Beschwerden macht, dieser große Temperaturunterschied? Du wirst Dich doch sicher noch umstellen müssen. Aber, Du kannst Dich ja pflegen! Ich werde es Dir recht gemütlich machen. Arbeit haben wir ja nicht viel, also kann ich mich Dir widmen. Hoffentlich kommen uns die Engländer nicht allzu schlimm besuchen. Nur schade, daß man des Abends nicht heraus kann. Na, machen wir es uns zu Hause schön. Ich freue mich. So lange Zeit warst Du noch nicht von Hause fort, d. h. ohne Unterbrechung. Also, mein Junge, nun komm‘ bald, ich