Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 27. Januar 1941
Montag, den 27.I.41
Meine liebe Mutter.
Der Sonntag ist vorbei, die Woche hat begonnen. Ich habe einen sehr schönen Sonntag erlebt. Gerd ist mit mir nur Alm hinaufgestiegen, und wir haben ihre Quartiersleute besucht, bei denen sie mit Mutter und Schwester gewohnt hat als sie evakuiert waren, also vor uns Deutschen flüchteten. Wir wurden mit echt norwegischer Gastfreundlichkeit zum Kaffee eingeladen.
Wieder einmal probierte ich das
Nationalgebäck, Rombrodlefsene und smultringe. Gestern hatte ich Muße mir das Leben dieser Bergbewohner anzusehen. Gerd mußte den Leuten aus dem Tal berichten und ihnen aus der Zeitung vorlesen. Ich konnte mich derweil umsehen. Primitiv leben sie da oben, aber nicht ohne Kultur. Jeder Gegenstand erzählt vom Leben der Ahnen, alles lebt mit und atmet den Hauch vergangener Jahrhunderte aus. Hoffentlich bekommen wir beide einmal Gelegenheit dies Alles zusammen zu bewundern.
Heute ist es wieder bitter kalt. Um 11.00 Uhr war es -30° C. Letzte Nacht hatte ich Streife. Ich fuhr mit einem Wagen bis zum nächsten Städtchen, eine Strecke 62 km. Kalt war’s aber Alles gut überstanden.
Was machst Du? Ich hoffe, ich bekomme heute Post von Dir! Gibt es etwas Neues? Die Urlauber kommen Gott sei Dank mit beruhigenden Nachrichten von zu Hause wieder. Na, - bald komme auch ich! 24 Tage sind ein schöne Zeit.