Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 30. Januar 1941
Donnerstag, den 30.I.41
Mein liebes Mütterlein.
Schnell sollst Du einen Gruß von Deinem Jungen bekommen. Wie geht es? Bist Du wohlauf? Was macht Deine Arbeit? Kannst Du es auch noch wirklich schaffen? Ich bitte Dich, überanstrenge Dich nicht! Ist der Krieg erst einmal zu Ende dann schaffen wir beide zusammen weiter. Bis dahin ist Deine einzige Aufgabe Dich gesund zu halten! Ich möchte ein starkes und mutiges Mütterlein antreffen. Ich lade ja jetzt unheimliche Energien auf. Ich muß ja, nach solanger Erholung, nach Reise und Wintersport tüchtig arbeiten können. Freust Du Dich auf unsere Zukunft? Sie soll schön und für Dich sicher werden! – Gelt, mein liebes Mütterlein, Du verstehst mich!
Wir beide wollen treu zusammenhalten und unseren armen Vater nicht ganz vergessen. Was Fräulein Marga da glaubt, daß der Krieg unsere Beziehungen zu ihm ändert oder sogar bessert, glaube ich ja nun nicht. Wir müssen Gott walten lassen. Er will
nur unser Bestes! Was gibt es Neues in Dellbrück? Wann wird Willi denn Soldat? Ob er wohl Augen machen wird? Wie geht es sonst noch bei Tante Finchen? Was machen Oma und Elli? Sind bei Heinrich alle gesund? Ich will ihm heute einmal schreiben.
Mir geht es prima! Es ist immer noch kalt, wir warten sehnlichst auf Neuschnee. Der Schnee taugt nicht mehr viel zum Skilaufen er ist verharscht, alle Straßen sind vereist. Das Skilaufen wird zu gefährlich, die Stürze werden zu folgenschwer!
Nun noch einmal das Thema Urlaub! Also im Februar bin ich bei Dir! Am 5.II. startet die Übung! Anschließend komme ich Dann in Urlaub! Ich freue mich riesig!
Post habe ich erhalten von Heinz Radermacher, von Herrn Notbrock, von der Apothekerschaft mit einer netten Buchspende von Binding, sonst hörte ich von keinem etwas.
Und nun für heute Schluß!
Gruß und Kuß
von Deinem Jungen.