Anna Schmitz an ihren Sohn Rudolf, 12. Februar 1941

Berg.-Gladbach, 12.2.41.

Mein lieber Rudolf!

Heute erhielt ich Deinen lieben Brief vom 1.2. und ich danke Dir herzlich dafür. Also Du weißt immer noch nicht, wann Du reisen kannst, na, jetzt wirst Du es ja wissen und ich werde wohl bald darüber Nachricht bekommen. – Nun hat es geschneit und könnt Ihr wieder Ski laufen? Hier ist der Schnee alle weg und es ist schon frühlingsmäßige Witterung. Es ist so schön jetzt, könnte man sich freuen, wenn, ja wenn kein Krieg wäre, denn mit dem besseren Wetter stellen sich auch die Besuche wieder ein. Aber wir müssen Gottvertrauen haben und stark bleiben. Der Führer hat uns ja gute Hoffnung gegeben. Aber schwer wird es noch werden.

Von hier gibt es wenig Neues zu berichten. Alles ist gesund, außer dem kleinen Fritz. Er bekommt Zähnchen. Es ist immer Sorge. Bei uns gibt es wenig Arbeit. Damensachen machen wir schon keine mehr. Sie haben schon viele Mädchen in die Rüstungsindustrie geschickt! Hoffentlich kommen wir alten nicht auch dran. Dann würde ich mich zu den Bauern melden. Was meinst Du? – Willi wartet sehnlichst auf Nachricht zu seiner Einberufung. Sonst

alles beim Alten. Bleibe gesund mein Junge, an Leib + Seele. Ich denke an Dich. Empfange viele herzliche Grüße + einen Kuß
Mutter.