Rudolf Schmitz an Mutter Anna, 6. September 1941
O.-U. den 6.9.41
Mein liebes Mütterlein!
Einen frohen Sonntagsgruß will ich Dir schicken. Mir geht es gut. Ich habe bereits mehr Farbe bekommen. Die Seeluft und die Sonne, die nun endlich wieder scheint, bräunen anständig. Die frische Luft tut mir gut. Ich fühle mich sauwohl. Ich habe ein feines Quartier mit einem guten Bett. Die Verpflegung ist auch immer noch prima. Gleich werde ich mein abendliches Training beginnen. Allmählich muß ich doch wieder zu Kräften kommen. Das Lazarett hat mich doch weich gemacht. Bobbi hat mich doch wiedererkannt! Ist doch kaum zu glauben. Nach dem Training werde ich mir mal den „danse pa veim“ Tanz auf der Straße ansehen. Zur Treckspill-Musik tanzt das junge Volk. Komisch was? Neben vielen freundlichen Leuten gibt es hier noch manchen England-syken (Kranken). Ich möchte Dich gerne einmal hier haben um Dir die Schönheiten der Landschaft zu zeigen. Hoffentlich kann ich Dir nach dem Krieg noch Vieles bieten. Hier soll es übrigens noch was zu kaufen geben. Wahrscheinlich kaufe ich mir nächste Woche eine Aktentasche. Ich werde mein Geld gut anlegen. Schickst Du mir bald etwas zum Lesen? Ich wäre Dir sehr dankbar!
Was machst nun Du? Sei versichert, wenn ich auch nicht bei Dir bin, meine Gedanken umsorgen
Dich. Ich bitte den lieben Gott, daß er Dich beschützt und uns beiden ein frohes Wiedersehen schenkt. Um mich brauchst Du Dir nicht allzu große Sorgen zu machen. Ich werde vernünftig leben um nicht wieder zu bald krank zu werden.
Liebe Mutter, grüße Alle Lieben daheim, besonders grüße Oma, Elli, Johanna u. Kinder, T. Finchen und Stina mit den Ihrigen.
Ich schließe für heute mit den besten Wünschen.
Herzlichst grüßt und küßt
Dich
Dein großer Junge.